Hjalmar Söderberg war mir völlig unbekannt, bis ich "Das ernsthafte Spiel" gekauft habe - ein Buch, das auf Anhieb zu einem meiner Lieblingsbücher geworden ist.

Sjöderberg schildert die Beziehung von Arvid Stjärnblom und Lydia Stille, die sich Ende des 19. Jahrhunderts in den Sommerferien auf den Stockholmer Schären verlieben. Arvid hält sich zu arm für die Ehe, Lydia hat nicht den Mut zu einem Verhältnis, und schließlich verlieren sich beide aus den Augen und heiraten Andere. Als sie sich nach mehreren Jahren zufällig wieder treffen, flammen alte Gefühle wieder auf und wirbeln das Leben beider durcheinander.

Die Handlung würde Raum für melodramatische Beschreibungen und verschlungene Handlungsfäden bieten. Stattdessen erzählt Sjöderberg nahezu schnörkellos vom Konflikt zwischen Liebe und Konventionen. Die Hauptfiguren suchen sich mühsam einen Weg in diesem Minenfeld und sind keineswegs Rebellen, die alle gesellschaftlichen Bindungen über Bord werfen und nur noch ihrer Liebe leben.

Vorallem Arvid, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist den Erwartungen und Wertvorstellungen seiner Zeit (das Buch erschien 1912) verhaftet. Er träumt vom beruflichen Erfolg, vertritt liberal-fortschrittliche Ideen, gleichzeitig ist er oftmals passiv und nimmt das Leben, wie es kommt.

Auch nach mehr als hundert Jahren ist das Buch absolut lebendig. Das liegt zum einen an der trockenen Sprache, in der kein Wort zuviel gesagt wird. Zum anderen könnte die Liebesgeschichte sich auch heute noch so ereignen - die Konflikte der Liebenden, die Erfahrung, sein Leben nicht allein gestalten zu können, sondern von äußeren Einflüssen mitgerissen zu werden, sind immer noch aktuell.

"Das ernsthafte Spiel" war ein fesselndes und vielschichtiges Buch, das ich sicher noch einmal lesen werde. ( )