Jetzt habe ich also endlich auch einmal einen Auster gelesen. Ob das nun aber so dringend notwendig war, wie von seinen Fans gerne kolportiert wird, sei dahingestellt.
Definitiv kein schlechtes Buch – Auster versteht es, den Leser über viele Details und Kleinigkeiten sehr nah an die Charaktere heranzuführen. Die Personen sind sehr plastisch und echt und liebenswert.
Der Erzählstil ist stellenweise etwas weitschweifig, aber nie langweilig, das Buch ist trotz seines relativ großen Umfangs schnell gelesen und nie anstrengend.
Das ist vielleicht mein größter Kritikpunkt: Nie anstrengend, immer nett und freundlich plätschert die Geschichte vor sich hin. Zwar blendet Auster die negativen Seiten des Lebens nicht aus, bleibt dabei aber seltsam oberflächlich. Sehr amerikanisch, um ein Vorurteil zu bemühen: Offen, aber unverbindlich. Das war mir zu weich, fast konturlos, obwohl die Hauptperson, über die berichtet wird, eigentlich so etwas wie ein Original ist.
Dazu kommen etwas zu viele „erstaunliche Zufälle“ für meinen Geschmack. Klar, es heißt immer, das wahre Leben halte viel mehr solche Umstände bereit als ein Autor zu schildern sich leisten kann, ohne unglaubwürdig zu werden. Trotzdem: Auster übertreibt es ein wenig, finde ich.
Insgesamt: Nicht schlecht, nett. Leider trotz aller Erzählkunst und Detailverliebtheit nicht mehr. ( )