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Lädt ... Spieltrieb: Roman (2004)von Juli Zeh
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Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest. Keine aktuelle Diskussion zu diesem Buch. Vielleicht das beste Buch, das ich heuer gelesen habe. Eine philosophische und gleichzeitig radikal realitätsnahe Geschichte zweier intellektueller Jugendlicher, die den Pragmatismus zur neuen Religion erheben und als Post-Nihilisten ihren Spieltrieb auf grausame Weise befriedigen, um ihre eigenen Thesen zu verifizieren. Das Buch zeichnet gleichzeitig ein Bild jener Generation, die in den 2000er-Jahren langsam erwachsen wird und eine Gesellschaft vorfindet, mit der sie sich längst nicht mehr identifizieren kann. Jeder zweite Satz des Romans eignet sich als Zitat, jeder Dialog regt zum Nachdenken an. Die erzählte Geschichte ist unglaublich dicht, wohl nicht zuletzt deshalb, weil sie sich auf Musils Mann ohne Eigenschaften ebenso bezieht wie auf Nabokovs Romane. Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich mal wieder so richtig Gedanken machen wollen über uns, die anderen, Gott und die Welt. ( ) Kinder des Nichts mit dem Willen zur Macht In ihrem zweiten Roman schafft es die junge Autorin Juli Zeh ihr Studium der Juristerei, ihre Faszination für andere Länder und Kulturen, sowie ihre Liebe zur Schriftstellerei in einem unglaublich wortgewandten und faszinierenden Roman zu vereinen. Ort der Geschehnisse ist ein Bonner Internat. Dort beginnen die Schüler Ada und Alev ein perfides Spiel mit ihrem Lehrer Smutek. Ada verführt ihn, Alev zeichnet dies mit seiner Kamera auf und beide beginnen den Deutsch- und Sportlehrer zu erpressen. Dies erfolgt durch freitägliche Treffen, in dem sie Smutek zu weiterem Sex mit Ada zwingen. Außerdem gibt es dann noch den hochintelligenten Geschichtslehrer der Selbstmord begeht; eine Mutter, die in Selbstmitleid zerfließt; eine Ehefrau, die schwere Depressionen hat; einen besorgten Freund, der versucht eine schützende Hand über die Geschehnisse zu halten und schließlich gegen Ende des Romans eine Richterin mit dem Spitznamen „die kalte Sophie“, deren Aufgabe es ist, ein Urteil über die Geschehnisse auf dem Gymnasium zu fällen.Die ganze Geschichte wird aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschrieben, die nicht immer eindeutig zu identifizieren sind, was den Roman an manchen Stellen sehr mehrdeutig macht. Das Buch ist mit unzähligen einzelnen kurzen Kapiteln versehen, was sicherlich auch ein literarisch gekonnter Kniff ist, um den Roman vielfältiger zu gestalten. Außerdem benutzt die Autorin sehr viele Metaphern, die teilweise etwas zu aufgebauscht wirken, teilweise aber auch sehr schön gewählt sind und dem Text damit einen Mehrwert aus sprachlicher Hinsicht verleihen. Die Dialoge zwischen Ada und Alev und meistens noch einem Erwachsenen sind stark von philosophischen Gedankengängen geprägt, wirken in ihrer Fülle jedoch manchmal pseudointellektuell und unnatürlich. Doch was ist an einer solchen Thematik schon normal? Immerhin wird hier ein Spiel zwischen zwei Schülern und ihrem Lehrer geschildert, dass nicht auf rational Erklärbarem beruht, sondern lediglich aus einem Spieltrieb hervorgegangen ist. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Ada und Alev sich als die „Urenkel der Nihilisten“ bezeichnen. Dies macht sie auf eine gewisse Art und Weise zu verlorenen Seelen. Denn sie steigern den Begriff des Nihilismus nochmals und „die Nihilisten glaubten immerhin, dass es etwas gebe, an dass sie NICHT glauben konnten“. Somit agieren die beiden Schüler ohne jegliches Wertesystem und gestalten ihre Spielzüge mit Hilfe der sogenannten Spieltheorie. Das ist das Hauptthema. Doch so einseitig ist der Roman nicht. Gleichzeitig gibt es auch eine Vielzahl von literarischen Anspielungen, die klug und interessant gewählt sind und dem Werk eine weitere Ebene geben, über die es sich nachzudenken lohnt. So wäre beispielsweise eine Untersuchung zwischen den Zusammenhängen des Werkes „Der Mann ohne Eigenschaften“ und Zehs Roman sehr interessant. Auch durch die Tatsache, dass das Gericht am Ende des Romans über die Geschehnisse ein Urteil fällen muss, wird der Roman noch mal von einer anderen Seite durchleuchtet – und zwar von der Juristischen. Hierbei wird klar, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Gesetz gibt. Das Buch ist sehr lesenswert. Wer jedoch eine Lektüre sucht, um sich von der schönen Sprache der Literatur berieseln zu lassen, um dem Alltag zu entfliehen, sollte diesen Roman nicht in die Hand nehmen. Die schöne Sprache wird er ohne Zweifel finden, aber die Thematik verlangt von dem Leser ein sehr aufmerksames Lesen und Nachdenken über das Geschriebene. So kann es leicht passieren, dass man einige Fremdworte nachschlagen muss oder aufgrund der Komplexität der Gedanken sich einige Dialoge mehrfach durchlesen muss. Diese Tatsache wirkt allerdings nicht abschreckend, sondern fasziniert und fesselt eher noch mehr. In seiner Gesamtheit also ein sehr komplexer lesenswerter Roman. Zeige 2 von 2 keine Rezensionen | Rezension hinzufügen
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Tief im Westen der Republik in unseren Tagen, an einem Bonner Gymnasium, entwickelt sich die atemberaubende Geschichte einer obsessiven Abhängigkeit zwischen einer Schülerin und einem Schüler, Ada und Alev, aus der sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten ergibt, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Die beiden jungen Menschen wählen sich ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel. Ganz ruhig fängt das an: Ada, überaus selbstbewußte Schülerin, vierzehn Jahre alt, kommt neu an ein Gymnasium namens Ernst-Bloch, wo der Alltag sie nicht fordert und die Lehrer meist schwache Gegner beim intellektuellen Kräftemessen sind. Anfangs erregt Ada auf Ernst-Bloch wenig Aufmerksamkeit. Das soll sich ändern im Fortgang dieses Romans. Während im Großen und Ganzen der Weltpolitik die Fronten von "Gut" und "Böse" unter dem Eindruck von Terrorismus und den Spätfolgen einer zusammengestürzten Weltordnung durcheinandergeraten sind, entwickelt sich im Mikrokosmos auf Ernst-Bloch eine mitreißende Geschichte, die unausweichlich auf eine Kette unerhörter Begebenheiten zuläuft, bis der Lehrer Smutek sich schließlich in einer Gewaltorgie gegen seine Schüler rächt und befreit. SPIELTRIEB ist ein großer Roman über die Unmoral und ihre Folgen, letztlich also ein moralischer Roman, der die Fortgeltung von überkommenen Wertprinzipien in Frage stellt und sich damit einer der großen Fragen unserer Zeit annimmt: Wer weiß noch, was gut und was böse ist, und woher kann er das wissen? Juli Zehs SPIELTRIEB ist so intensiv, so spannend und auf höchstem literarischen Niveau, daß man den Roman nicht mehr aus der Hand legen kann. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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