Memo Anjel

Es kommt mir so vor, als hätte ich schon mehrere Bücher gelesen, in denen es um Jerusalem als Ziel von Sehnsucht und Erwartung geht. Ungewohnt ist an diesem Roman, dass die jüdische Familie in Kolumbien lebt. Im Original heißt das Buch "Mesa de judíos", denn am gastfreundlichen Tisch wird viel erzählt, verschiedene Gäste gehen in der Familie ein und aus. Und so kennen alle eigentlich bereits Jerusalem, die goldenen Türme, die engen Gassen. Es fehlt nur noch die Umsetzung, die stets verschoben wird, da der Vater trotz seines Erfindungsreichtums nicht genug Geld verdient. Die eigene Brotbackmaschine ist ein großes Thema, doch die Pläne gehen nicht auf.
Im Buch wird das Jahr 1954 aus der Sicht des dreizehnjährigen Erzählers geschildert. „Ein Häuflein Verrückter ohne klinischen Befund“, so nennt er die Familie und stellt mit viel Humor dieses Jahr dar.
Es bleibt spannend- werden sie nach Jerusalem fahren?
Mir gefiel das warmherzige und schnell zu lesende Buch grundsätzlich, dennoch wäre mir ein weniger anekdotenhafter Stil mit Dialogen und etwas mehr Tiefe lieber gewesen.… (mehr)