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Ermanno Cavazzoni

Autor von Kurze Lebensläufe der Idioten

23 Werke 266 Mitglieder 6 Rezensionen

Werke von Ermanno Cavazzoni

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Wissenswertes

Geburtstag
1947-06-05
Geschlecht
male
Nationalität
Italy

Mitglieder

Rezensionen

Nunja... 31 (eigentlich 28) mehr oder weniger geistreiche Geschichten über einfache Menschen, über „Idioten“. Heutzutage würde man eher „minderbegabt“ oder „geistig behindert“ sagen, aber das Buch scheint sowohl inhaltlich als auch formal auf dem Stand von 1940 stehen geblieben zu sein, so dass solche Menschen hier „Idioten“ oder „Trottel“ genannt werden. Und da kommen wir auch gleich zum größten Manko dieses Büchleins – der Schreibstil. Die Sprache des Autors bewegt sich irgendwo zwischen 4.Klasse Grundschule und pseudo-avantgardistischer künstlicher Nebensatz-Verklausulierungen. Und alles in einer Sprache, das ich mir vorkomme, als ob ich ein antiquarisches Buch von 1875 lese. Alles in allem empfand ich es als extrem anstrengend das Buch zu lesen. Am Anfang geht es noch einigermaßen; da ja auch die beschriebenen Menschen eher einfach sind, passt ein einfacher Sprachstil doch irgendwie dazu, aber spätestens nach einem Drittel war ich völlig entnervt. Mit so einem einfachen Sprachstil geradezu abenteuerlich verschachtelte Satzkonstruktionen über 20 Zeilen zu basteln, strengt eher an, als dass es gefällt.

Soviel zum Formalen. Der eine oder andere mag darüber hinwegsehen, mich hat’s genervt. Nun aber zum inhaltlichen. 28 Geschichten über Menschen mit „einfachen Gemütern“ (wenn man so will), mit psychischen Störungen. Dabei wird vom Autor auch nicht weiter beachtet, dass es sich bei einem Teil um minderbegabte bzw. geistig behinderte Menschen handelt, zum anderen Teil aber in einigen Geschichten eher um an einer Schizophrenie (oder zumindest an einem Wahn) erkrankte Menschen handelt. Diese werden vom Autor aber mit (meiner Meinung nach) ebenso wenig Respekt behandelt wie die erstgenannten. Dabei wird einfach mal unterstellt, dass schizophren Erkrankte auch eine Minderbegabung haben, so wird dann irgendwie alles vermengt und in einen Topf geworfen, wie es eben 1940 üblich war (und leider offenbar auch heute noch ist, das Buch ist aus den 1990er Jahren!!). Aber das nur als Nebenbemerkung. Konkret werden 28 mehr oder weniger interessante Geschichten erzählt, die im Wesentlichen nach immer dem gleichen Schema ablaufen: Herr XY machte gerne dies und das, dann passierte ihm aber dieses und jenes, seitdem macht er statt jenem lieber irgendwas anderes. Dann passiert noch mal irgendwas, Und Frau YZ kommt zu Besuch und sagt „Blablabla“, geht aber bald wieder. Und schließlich stirbt Herr XY.

Einige der Geschichten sind ja ganz nett und auch ganz unterhaltsam, aber die meisten sind derartig belanglos, uninteressant und vor allem auch langweilig erzählt, dass ich nach 20 Geschichten die folgenden nur noch quer gelesen habe, nach der 26. hab ich dann ganz abgebrochen und das Buch weggelegt. Es bleibt völlig im verborgenen, was uns der Autor damit sagen will. Was soll ich damit machen? Die auf dem Einband (und auch von meinem Vorredner) versprochenen „Lebensweisheiten“ und „Sprichwörter“ habe ich auf keiner Seite gefunden. Vielmehr fand ich die Geschichten eher drückend, teilweise depressiv und sehr fatalistisch, handeln sie doch meist von sehr verzweifelten Menschen. Naja, Spaß hat das Lesen nicht wirklich gemacht.

Die übrigen 3 Kapitel erzählen fraglich erheiternde „Selbstmordversuche“ nach dem Motto „Mann springt aus dem Fenster um sich umzubringen, fällt aber auf einen Passanten, der daraufhin stirbt. Mann überlebt.“. Über den Unterhaltungswert solcher Anekdoten kann man nun geteilter Meinung sein, ich konnte damit jedenfalls nichts anfangen.

FAZIT: Tja, was bleibt mir nun zu sagen? Ich hatte ein unterhaltsames, geistreiches und anregendes Buch erwartet (wurde es doch immerhin von Elke Heidenreich empfohlen!), habe aber eine sinnlose Aneinanderreihung von belanglosen Alltagsgeschichten bekommen. Die angekündigten „Lebensweisheiten“, „Sinnsprüche“ und „geflügelten Worte“ sind mir jedenfalls nicht begegnet, ganz im Gegenteil, das Buch hat mich völlig entnervt. Das „genüssliche Schmunzeln“ meines Vorredners kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen und dass es in unserem Bekanntenkreis „parallele Reflexionsebenen“ geben soll, kann ich mir absolut nicht vorstellen, das trifft sicherlich auf die Allerwenigsten von uns zu. Naja, wie auch immer. Es könnte immerhin auch möglich sein, dass mir einfach der direkte Zugang zu dem wahren literarischen Wert dieses Buches aus irgendwelchen gründen verwehrt blieb, vielleicht bin ich gar nicht in der Lage, die wahre Bedeutung dieses Werkes zu verstehen. Hinsichtlich dieser letzten Möglichkeit gebe ich doch noch zwei Sterne. Vielleicht kann der eine oder andere ja was mit den Geschichtchen über „Idioten“ anfangen, ich jedenfalls nicht.

Quelle: https://www.amazon.de/product-reviews/3803125278
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FMeier | 3 weitere Rezensionen | May 26, 2024 |

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