Heike Gfrereis
Autor von Zettelkästen Maschinen der Phantasie
Werke von Heike Gfrereis
Autopsie Schiller : eine literarische Untersuchung ; [zur Ausstellung: ›Autopsie Schiller. Eine literarische… (2009) 3 Exemplare
Reisen, Fotos von unterwegs [erscheint zur Ausstellung "Reisen, Fotos von unterwegs", Literaturmuseum der Moderne,… (2014) 1 Exemplar
Hermann Hesse – diesseits des ›Glasperlenspiels‹ : [für die Ausstellung im Schiller-Nationalmuseum Marbach… (2002) 1 Exemplar
Literatur 1 Exemplar
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Wissenswertes
- Gebräuchlichste Namensform
- Gfrereis, Heike
- Geburtstag
- 1968-02-26
- Geschlecht
- female
- Nationalität
- Deutschland
- Geburtsort
- Stuttgart-Bad Cannstadt, Baden-Württemberg, Deutschland
- Berufe
- Museumsdirektorin
Kuratorin - Organisationen
- Deutsches Literaturarchiv Marbach
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Das wolle er sein, Ernst Jünger, der Vielschreiber, Sammler und Weltreisende, rastlos kategorisierend, aufsaugend und abgebend. Er dürfte einer der Meistdiskutierten, aber am wenigsten gelesenen deutsche Schriftsteller sein.
Dieser Katalog zur Ausstellung im Limo (bis 27.3.2011) ist eine Umsetzung der Inhalte dieser soeben eröffneten Schau auf das Werk von Jünger. Die Ausstellung ist grandios nach meinem Empfinden, das Beste seit langem Gesehene, sowohl von Inhalt, Design und der Art der Präsentation. Schon der Eingang phänomenal: der Blick nach unten auf einen bunten Regenschirm, von dort aus die Wand scheinbar zerrissen, einem Riss oder Strich folgend.
Seine Sätze sind Wortgewitter, hin und hergezogen aus seinen Schubladen und Notaten, neu geschichtet, analysiert und gemixt. Jünger ist ein unermüdlicher Sammler von Ideen und Tieren, er lebt und atmet seine Gedanken, auf seinem letzten Kalenderblatt steht: "Ich habe Gott auch jetzt nicht um Rat gefragt und ich glaube, er ist mir dankbar dafür."
Jünger musste niemand um Rat bitten, alles schöpfte er aus sich selbst und den Erlebnissen, beginnend mit dem 1. Weltkrieg, der ihn prägt und zu seinem ersten Roman führt: In Stahlgewittern
Um 1950 der Eintrag: "Monotonie. Fordert die Droge heraus."
"Maßhalten im Schmuck der Rede" schreibt ihm sein Deutschlehrer unter einen weit ausladenden Aufsatz. Gottfried Benn urteilt: "Sprachlich unsicher, charakterlich unbedeutend." Ernst Jünger liebt den erlesenen, voluminösen Vergleich: "Ich sah die Steine in der heißen Sonnen zittern wie in der Wartung neuer historischer Umarmungen."
Sein Buchzeichen: "In Stürmen gereift."
Seine Stifte holt er aus einem Bambusbecher: "Auf Biegen und Brechen."
"Das Politische ist die Lustseuche der Politiker", schreibt er, der sich nie so ganz, von nichs vereinnahmen ließ außer von sich selbst.
Vielleicht sein Vermächtnis: "Jeder Autor hat einen Sinn, in welchem alle entgegengesetzten Stellen sich vertragen, oder er hat überhaupt keinen Sinn."
Oder das, aus dem Tagebuch 1929: "Während der Hinfahrt (nach Palermo) imitierte ich im Traum den Dr. Hielscher, der Sinn des Lebens liegt in der Zerschrotung unserer individuellen Existenz."
Ernst Jünger nimmt nach 1945 irgendwie die Rolle von Stefan George ein, er wird konsultiert von fast allen Autoren, er schreibt und schreibt, Briefe und Notate, ja, er sichtet irgendwie sogar schon seinen eigenen Nachlass, er redet von der posthumen Existenz.
Ich empfehle allen, die es einrichten können, einen Besuch der Marbacher Ausstellung und die Vertiefung durch diesen marbacherkatalog. Selten habe ich eine größere Zettel- und Gedankensammlung gesehen (nur die von Arno Schmidt wäre vergleichbar). Und jeder kann daraus seine eigene Sichweise zusammenschnipseln, seine entgegengesetzten Pole befrieden.
23. November 2010… (mehr)