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Andrew Sean Greer

Autor von Mister Weniger

16+ Werke 7,881 Mitglieder 406 Rezensionen Lieblingsautor von 10 Lesern

Über den Autor

Andrew Sean Greer was born in Washington, D.C. on November 5, 1970. He received a bachelor's degree from Brown University and a master of fine arts degree from the University of Montana. His collections of stories, How It Was for Me, was published in 2000. His novels include The Path of Minor mehr anzeigen Planets, The Story of a Marriage, and The Impossible Lives of Greta Wells. The Confessions of Max Tivoli received the California Book Award and the New York Public Library Young Lions Award for an author under 35 and Less received the Pulitzer Prize for fiction in 2018. (Bowker Author Biography) weniger anzeigen

Reihen

Werke von Andrew Sean Greer

Zugehörige Werke

The Book of Other People (2008) — Mitwirkender — 741 Exemplare
The Future Dictionary of America (2004) — Mitwirkender — 627 Exemplare
The Best American Nonrequired Reading 2008 (2008) — Mitwirkender — 468 Exemplare
The Best American Nonrequired Reading 2010 (2010) — Mitwirkender — 304 Exemplare
The Best of McSweeney's {complete} (1800) — Mitwirkender — 144 Exemplare
Best American Gay Fiction 3 (1998) — Mitwirkender — 87 Exemplare
McSweeney's Issue 42 (McSweeney's Quarterly Concern): Multiples (2013) — Mitwirkender — 62 Exemplare
Best Food Writing 2016 (2016) — Mitwirkender — 39 Exemplare
Drivel: Deliciously Bad Writing by Your Favorite Authors (2014) — Mitwirkender — 28 Exemplare

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1985: Gretas geliebter Zwillingsbruder Felix stirbt an Aids und ihr Partner Nathan verlässt sie. Aufgrund ihrer darauf folgenden Depressionen bekommt die junge Frau eine Elektroschocktherapie. Deren Wirkung ist v.a., dass sie jeweils abwechselnd 1918 und 1941 aufwacht und dort ebenfalls das Leben als Greta führt. Auch die wichtigen Personen gibt es in jedem Leben: Nathan und Felix, die Tante Ruth, Felix´ Partner Alan. Doch die Voraussetzungen sind immer andere. Zum einen kann Felix nur 1985 offen schwul leben, in den anderen Jahren gibt es eine (Alibi-)Frau namens Ingrid - aber er lebt noch. Zum anderen ist Greta in den anderen Jahren noch mit Nathan zusammen, hat aber in einem Leben eine Affäre und Nathan ist natürlich jeweils im Krieg. Die Gretas der jeweils anderen Jahre tauschen natürlich auch Platz.

Aus meiner Sicht lässt sich das Buch gut lesen. Ich habe es wirklich auf einen Zug durchgelesen, fand es immer wieder motivierend, noch ein bisschen weiterzulesen. Das heißt aber nicht, dass mir das Buch wirklich gefallen hätte.

Die Idee an sich ist faszinierend: Genau die gleiche Lebenskonstellation in einer anderen Zeit anzudenken, das ist ein interessantes Gedankenspiel. Aber gleichzeitig ist das Verhalten der Figuren unwahrscheinlich. Wenn ich mir vorstelle, in einer anderen Zeit zu leben, dann versuche ich doch, herauszufinden, was sich verändert, spreche mit der Eingeweihten (es gibt eine Person, die von der Zeitreise weiß) über gesellschaftliche Veränderungen, hinterlasse für meine anderen Ichs Nachrichten. Statt dessen geht es bei Greta immer nur um sie selbst.

Auch dass die Greta von 1918 im Jahr 1985 problemlos zurechtkommt, ist komplett unwahrscheinlich, selbst 1945 wird ihr Schwierigkeiten machen. In die Vergangenheit zu reisen ist da sicherlich leichter, denn darüber weiß man wenigstens schon was. Solche Gedanken spielen aber keine Rolle.
Es geht einfach immer nur um die 85er-Greta und ihr kleines Leben. Die Personen hätten noch viel plastischer ausgestaltet werden sollen. So ist alles irgendwie viel zu simpel, Figuren, Handlung, Denkweise.

Irgendwie ist das Buch interessant, der Grundgedanke hat was. Aber eigentlich kann man das Buch nicht schreiben. Denn wenn es die Geschichte einfach erzählt, wirkt es naiv und vereinfachend. Anders jedoch wäre es aber wohl auch nicht möglich.
… (mehr)
 
Gekennzeichnet
Wassilissa | 58 weitere Rezensionen | Jan 11, 2015 |
Eine Frau zwischen drei Leben

http://literaturundfeuilleton.wordpress.com/2014/04/24/eine-frau-zwischen-drei-l...

„Was wäre, wenn?“ Eine Frage, die interessante und verrückte Ideen zu Tage bringen kann. Ein unmögliches Leben ist das Szenario einer in der Zeit ‚verrückten‘ Frau: Eine genetisch gleiche, 36jährige Greta Wells gibt es jeweils in den Jahren 1985, 1918, 1941. Drei Existenzen, die hier miteinander verschlungen werden. Was wäre, wenn eine Frau all diese Leben in all diesen Zeiten erleben könnte? Was wäre anders? Was wäre gleich? Und die wichtigste Frage: Wäre es ein besseres Leben?

von ANNA-LENA THIEL

1985: Greta Wells hat Felix, ihren homosexuellen Zwillingsbruder, an AIDS verloren. Nathan, ihr langjähriger Lebensgefährte, hat sie für eine andere Frau verlassen. Die Mittdreißigerin verfällt in eine schwere Depression, aus der sie nichts herauszureißen mag. Den letzten Versuch stellt eine Elektroschocktherapie dar. Die Stromstöße sollen Gretas Gehirn neu starten, aus ihr wieder ‚die alte‘ machen.
1918: Doch statt der angekündigten leichten Nebenwirkungen erlebt Greta das scheinbar Unmögliche, denn sie wacht zwar im selben Zimmer auf, in dem sie zu Bett gegangen war, jedoch in einer anderen Zeit und sogar in einem anderen Körper. Sie ist in die Haut einer anderen Greta geschlüpft, geboren im letzten Jahrhundert. In ein rüschiges Nachthemd gehüllt und von langen Haaren umwallt sieht sie sich, wie sie auch hätte werden können. Was sie zunächst für eine Mischung aus Halluzinationen und einem Halloween-Scherz ihrer flamboyanten Tante Ruth hält, stellt sich als eine unwahrscheinliche, jedoch nicht weiter hinterfragte Zeitreise heraus. In diesem Leben hat die 1918-Greta nicht nur Nathan geheiratet (und ihn in den Ersten Weltkrieg geschickt), sie ist auch im Begriff, sich einen jüngeren Mann zum Liebhaber zu nehmen. Noch wichtiger ist jedoch zunächst, dass hier ihr geliebter Bruder noch lebt. Doch auch diese Greta ist depressiv, denn auch sie wurde von Nathan betrogen und wird mit Elektroschocks behandelt.
1941: Nach einer weiteren Behandlung wacht die Protagonistin im nächsten, fremden Bett einer dritten Greta auf. Hier ist sie ebenfalls verheiratet, aber wird mit einem überraschenden, unbekannten Sohn konfrontiert. Nach einem Autounfall, der sie schwer verletzt und ihre Tante Ruth, ihre einzige Vertraute und Verbündete in den beiden anderen Zeiten, getötet hat, ist auch diese Greta depressiv und hat sich auf Drängen ihres Mannes auf eine Elektroschocktherapie eingelassen.

Zurück in ihrer eigenen Zeit entdeckt sie, dass die drei Gretas nun in munterem Reigen nach jeder Anwendung der Elektroschocktherapie die Plätze tauschen und in das Leben einer anderen schlüpfen. Genau wie der Leser hat 1985-Greta keinen Kontakt zu den anderen Zeitreisenden. Nur ihre unkonventionelle Tante in 1918 und 1985 vermittelt zwischen den verschiedenen Gretas. Während sich die anderen Figuren, die in jeder Epoche auftauchen, stets ein wenig unterscheiden und den zeitlichen Gegebenheiten angepasst sind, scheint ihr Charakter identisch zu bleiben.
1985-Gretas erklärtes Ziel ist es nun, die Probleme der Gretas und Felixes 1918 und 1941 zu lösen, so lange sie sich in deren Zeiten aufhält (ironischer Weise reagiert sie verschnupft darauf, wenn 1941-Greta in 1985 Kontakt zu ihrem Exfreund aufnimmt). Schließlich ist sie aus der Zukunft und damit so viel emanzipierter und vorausschauender als alle anderen. 1918 muss also die Affäre initiiert, 1941 der abermals untreue Nathan beobachtet, der seine Sexualität immer verbergende Felix bearbeitet werden: Schnell wird klar, dass Greta mehr abgebissen hat, als sie kauen kann.

„Nennt mir also, meine Herren, nennt mir Zeit und Ort, wo es leicht ist, eine Frau zu sein.“

Obwohl das wichtigste Figurenpersonal über die Zeiten hinweg gleich bleibt, sind die Charaktere doch auch Produkte ihrer Zeit. So ist 1918-Felix im Begriff Ingrid zu heiraten, 1941-Felix ist bereits mit ihr verheiratet, hat ein Kind, beide haben eine heimliche, komplizierte Affäre mit Alan, dessen 1985er Version ebenfalls an AIDS gestorben ist. Auch Nathan scheint seinem Los nicht entkommen zu können – immer muss er Greta betrügen. Ausgelöst durch Gretas Affären-Erfahrung 1918, taucht der attraktiv jungenhafte Leo Barlow bald auch 1941 und 1985 auf.
Die Figuren dieses Romans sind dazu verdammt einen komplexen Tanz um einander und ihr Schicksal aufzuführen, an dessen Ende nur eine Erkenntnis steht: So richtig glücklich wird hier niemand.

Offen bleibt die Frage, ob dies ein allgemeiner Daseinszustand ist oder ob es daran liegt, dass der Fokus auf einem Zwillingspaar liegt, von denen einer eine Frau und der andere ein homosexueller Mann ist. Mit dieser Konstellation wählt Andrew Sean Greer bewusst Figuren aus, die Problemen ausgesetzt sein werden. Überhaupt versucht der Autor in seinem Roman gewichtige Themen anzuschneiden: Homosexualität, AIDS, Krieg, Verlust, Depressionen, Feminismus. Dabei bleibt er in vielerlei Hinsicht an der Oberfläche, schneidet Problemzusammenhänge an und lässt sie dann unbeachtet wieder verschwinden. Die Zeitfenster, die er sich für seine Handlung ausgesucht hat, sind bestimmt von Krisen: der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe, die Folgen der Großen Depression und der Zweite Weltkrieg, der Kalte Krieg und die AIDS-Krise. Doch statt einen fühlbaren Einfluss auf die Geschichte zu haben, bleiben diese Krisen wie Theaterkulissen flach im Hintergrund stehen. Die Geschichte wiederholt sich hier nicht auf eine fatale, tragödiengroße Art und Weise, sondern beiläufig, fast versehentlich. Greta nutzt ihre historisch begünstigte Position nicht, sie klammert sich an das, was sie kennt, und das ist in erster Linie ihr Bruder aus dem Jahr 1985.

„Was wäre, wenn?“

In Form eines retrospektiv geschriebenen Tagebuchs wird aus Sicht der 1985-Greta über alle Ereignisse berichtet, die Technik der Vorausschau wird dabei für Erklärungen – wenn auch zuweilen nicht schlüssige: Warum flippt sie nicht aus, als sie erstmals 1918 erwacht? – und die Beleuchtung der Motive der Protagonistin verwendet. Dabei ist leider nicht nur der Nachname der Protagonistin eine offensichtliche literarische Anspielung, allzu oft verliert der Autor sich bei der Beschreibung der Innenwelt Greta Wells’ in einfallslosen Klischees und sich wiederholenden Metaphern. Statt etwas Neues zu sagen, wird sich oft genug damit begnügt, es nochmal auf eine andere Art und Weise zu sagen. Der Behandlung der angesprochenen Themenkreise um Feminismus und Homosexualität fehlt dabei das Problembewusstsein jenseits von ‚Es muss doch besser werden‘. Vielleicht hat Greer ähnlich seiner eigenen Figur einfach zu viel abgebissen, um ordentlich kauen zu können.

Mit dem Zeitreise-Kniff wollte Greer es ermöglichen, das Portrait dreier Frauen mit nur einer Protagonistin zu schreiben. Ein unmögliches Leben beschreibt kein Leben ganz, die Protagonistin bleibt dem Leser fremd, denn ihre Handlungen erfolgen zumeist aus dem Bauch heraus, Gründe, sich plötzlich umzuentscheiden, bleiben vage. Wenn sie überhaupt die Handlung an sich reißt, scheint ihre Handlungsweise fragwürdig. Der einzige Grund, dieses Buch zu lesen, ist, um sich seine eigenen Gedanken über das „Was wäre, wenn?“ zu machen, sich die anderen Gretas als Wesen aus Fleisch und Blut vorzustellen und sie in Gedanken einer Entwicklung zu unterziehen, die für 1985-Greta zwar möglich gewesen wäre, aber leider nicht stattgefunden hat.

Andrew Sean Greer: Ein unmögliches Leben
Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling
S. Fischer, 334 Seiten
Preis: 19,99 Euro
ISBN: 978-3-10-027827-2
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Gekennzeichnet
tigerelfe | 58 weitere Rezensionen | Dec 30, 2014 |

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