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Das aggressive Getrommel der Alice Schwarzer für weibliche Überlegenheit trägt heute reichlich Früchte. Ihre männliche Emanzipation hat vollständig gesiegt und alle kämpfen heute gegen alle, der Meinungsfaschismus ist überall und gnadenlos, niemand kriegt mehr genug im heftigen Sammeln von Feinbildern. Gegner ist heute nicht mehr der Patriarch oder Konservative, sondern schon einer, der nur ein Kompliment an eine Frau dahin haucht oder ihr einen Platz anbietet. Auf der Strecke geblieben ist die oft schwer fassbare Liebe zwischen den Geschlechtern, auch ihre Unverträglichkeiten, Eifersucht und Abenteuer.

Gesiegt hat in diesen Jahren der Krieg des männlichen Feminismus vom Schlag der Alice Schwarzer, die in Messern eben schon in den 70ern nicht mehr Assoziationen zum Schnittlauchschneiden sah, sondern die Auslöschung des männlichen Geschlechts. Esther Vilar hatte völlig Recht, wenn sie schon 1975 in einem Gespräch feststellte, dass Alice Schwarzer sich benahm wie ein typischer, kriegerischer Mann.

Nun, wer wissen will, wieviel Frau Schwarzer einstecken musste, der lausche gebannt dem Interview vom 6. Februar 1975, Alice Schwarzer versus Esther Vilar, damals übertragen im WDR. Die geradezu pistolenartig vorgebrachten Vorwürfe der Schwarzer gipfeln dort in dem Faschismusvorwurf gegenüber ihrer Kontrahentin. Für mich ist dieses Video Pflicht für den Umgang mit ideologisch erstarrten Personen wie Schwarzer. Einfach unvergleichlich, wie cool und gelassen sowie höchst sachlich Esther Vilar darauf reagierte. Hier zeigte eine Hochbegabte einer Populistin ihre Grenzen.

Weil sie damals nicht antwortete, wie sie privat lebt(e), in einem neuen Buch von Alex Baur, Unerhört, Esther Vilar und der dressierte Mann, kann jeder nachlesen, welche Stufen Esther Vilar durchlebt hat und wie sie denkt. Im Vergleich dazu die aktuelle Situation von Alice Schwarzer: verheiratet mit einem 20 Jahre jüngeren Partner*in und Steuerflucht hinter sich, möglicherweise ziemlich klischeehaft für ältere weiße Menschen.

Das Verhältnis der Geschlechter ist überlagert von Kriegsrhetorik und 80% aller Frauen haben gar kein Interesse daran. Nichtsdestotrotz haben Journalisten und ihre Subgruppen heute die Lufthoheit. Linke gegen Nazis, #metoo-Emanzen gegen „alte weiße Männer“, Zensoren gegen Andersmeinende, Hochmoralgeborene gegen Nationalisten, PoC gegen Weiße… kein Unterschied ist absurd genug, um ihn nicht zu leben. Divers ist nur ein Wort, und Multikulti gibt es nicht, nur noch feindlich gesonnene Gruppen. Im Kern ist dies der Verdienst einer Journalistin namens Alice Schwarzer, deren Jünger*innen heute für Verwirrung sorgen.

Ich muss sagen, dass ich die Grenzlinien oft nicht mehr durchschaue und auch dieses Buch ist nicht einfach zu lesen. Es ist gleichzeitig das größte Probleme der Kritik am neuen Geschlechterregime - niemand durchblickt es noch, seine absurden Folgen aber sind überpräsent. Gefährlich sind alle Mitläufer und jene, die nicht denken. Wir müssen wieder lernen, andere Meinungen zu respektieren, uns zuzuhören und weniger Lust am Canceln zu haben. "Der Absolutheitsanspruch einer Ideologie führt, wie die Geschichte zeigt, zu Unterdrückung, kann gar zu Völkermord führen." (Esther Vilar)

Besonders gut herausgearbeitet finde ich in diesem Buch die absurde Theorie einer Judith Butler, die ihr ganzes Theoretikerleben lang die Konstruiertheit und Irrealität von Geschlecht verfocht, das nur durch seine tägliche Aufführung entstehen würde. LGBTQ+ ist heute irgendwie Staatsreligion, das Hervorzaubern von Minderheiten feiert fröhliche Urstände. "Wir erleben eine Radikalisierung und Verabsolutierung der von der Aufklärung aus der Taufe gehobene Idee der Individualrechte." Regenbogenmarketing ist ein eigener Geschäftszweig geworden, der jedermann auf die Nerven gehen darf und Diversiät gehört zum Kernkonzept aller transgloblaen Unternehmen. Man fordert von überall her gesamtgesellschaftliche Zuneigung und sogar der alte schwule Mann steht unter Beschuss von Queer-getränkten Minderheiten.

„Gender Mainstreaming ist die perfekte Herrschaft der Bürokratie im Gewande von Befreiungs- und Gerechtigkeitsrethorik.“ Wer die Anzeichen nicht begreifen will, sitzt morgen hinter Gittern einer Ideologie, die auch nicht davor Halt macht, einen Bürgersaal als rassistische Bezeichnung anzusehen. Gender ist heute zu einem Kult mutiert, den wir uns wie Karneval anschauen, der aber nicht aufhört wie Fasching, sondern übergriffig wird, grenzenlos.
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Clu98 | May 5, 2024 |

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