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Rezensionen

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Spannend und philosophisch, wirklich gut!
 
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Katzenkindliest | 121 weitere Rezensionen | Apr 23, 2024 |
Mir hat es gut gefallen, auch wenn es gegen Ende einige Längen hat.
 
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Katzenkindliest | 376 weitere Rezensionen | Apr 23, 2024 |
„Ein Buch ist eine Handlung; es nimmt nicht nur Raum ein, sondern ereignet sich auch in der Zeit. Es ist nicht Information, sondern Beziehung.“ (Zitat Seite 393)

Inhalt
Die Kesh, ein kalifornisches Volk, leben in einer weit entfernten Zukunf im Na Tal, dem heutigen Napa Valley. Sie leben genügsam und im achtsamen Einklang mit der Natur, bemühen sich um Frieden untereinander und auch zwischen Menschen und Tieren. Während ihres Lebens können sie mehrere Namen annehmen, die sich nach ihrer persönlichen Entwicklung richten. Nordeule war der Erstname eines kleinen, eigenwilligen Mädchens. Jetzt, als ältere Frau, hat sie ihren Letztnamen gewählt, Erzählstein, denn sie erzählt ihr Leben, ihre Kindheit, schildert ihre Erlebnisse, abenteuerliche Reisen, Begegnungen, Feste und Bräuche in ihrem Heimatort Sinshan. Die Romanhandlung wird ergänzt durch unterschiedliche Erzählungen, Geschichten, Lyrik, Essays und Texte zu Erzähltheorien.

Thema und Genre
Themen sind die noch utopische Schilderung einer möglichen, friedlichen Lebens- und Gesellschaftsform im Einklang mit der Natur und ihre kulturelle Vielfalt, und im Gegensatz dazu ein kriegerisches Volk, das in einer großen Stadt lebt, sich durch Beutezüge und Eroberungen versorgt. Dieses Werk ist der phantastischen Literatur zuzuordnen, mit mythischen, magischen, aber auch sozial-utopischen Elementen zu möglichen Gesellschaftsstrukturen.

Erzählform und Sprache
Erzählsteins autobiografische Geschichte ist ein Roman, das Kernstück, aber nur ein kleiner Teil, des Buches. Ergänzt wird der Roman durch eine bunte Vielfalt von Texten in Form von Lebenserzählungen, kürzeren Geschichten, dramatischen Werken, Gedichten, Beschreibungen des Alltagslebens und der Feste im Jahreslauf, Naturschilderungen. Ursula K. Le Guin betont, dass sie die Grundlagen für die Mythen, Rituale und Gedichte in der mündlich überlieferten Literatur der Native Americans fand, sie hörte zu, verzichtete jedoch bewusst darauf, diese nachzuahmen oder sich anzueignen.
Im letzten Drittel des Buches findet sich ein ausführliches Glossar über das Volk der Kesh, ihre Landkarten, Künste, Kleidung, Essen, die Tänze, Musikinstrumente, das Kesh-Alphabet, eine Grammatik dieser Sprache. Es folgen spätere Texte, daran schließen Essays und Schriften aus Vorträgen an. So finden wir hier auch Le Guins bekannte Tragetaschentheorie des Erzählens. Mit einer ausführlichen Schilderung der Entstehung dieses Werkes in allen Details von der Idee bis zur Umsetzung, und der Vorstellung der Mitwirkenden endet das Buch.

Fazit
Ein in dieser Vielfalt einzigartiges, faszinierendes Buch. Keine einfache Lektüre, doch gerade der besondere Aufbau erlaubt Unterbrechungen, oder einen Wechsel zwischen den Abschnitten und Themen. Das Buch kann auf unterschiedliche Arten gelesen werden, es muss nicht chronologisch sein, man könnte zum Beispiel zuerst Erzählsteins Geschichte zu Ende lesen – doch wie auch immer man die persönliche Lesereise gestaltet, es ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis.
 
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Circlestonesbooks | 4 weitere Rezensionen | Oct 17, 2023 |
„Beim Lesen nehmen wir das auf, was wir aufnehmen können und möchten, nicht das, was mit überwältigender Geschwindigkeit, Unnachgiebigkeit und Lautstärke in uns hineingeschaufelt wird. Beim Lesen einer Geschichte wird mir vielleicht etwas erzählt, aber mir wird nichts angedreht.“ (Zitat aus „Die Gebrauchsanweisung“, Seite 27)

Thema und Inhalt
Diese Sammlung von Essays der bekannten Autorin Ursula K. Le Guin, deren utopische Romane inzwischen zeitlose Klassiker der Literatur sind, trägt den Untertitel „Warum uns Fortschritts-Utopien an den Rand des Abgrunds führten und wie Denken in Rundungen die Grundlage für gutes Leben schafft“. Themen sind Erzählformen des Romans, das Lesen, Gesellschaftskritik, utopische Literatur nicht als Hoffnung auf eine bessere Zukunft, sondern als Schaffung einer überzeugenden Alternativrealität, als Anregung für die Lesenden, über die Möglichkeiten von friedlichen Gesellschaftsstrukturen ohne Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten nachzudenken.

Gestaltung
Neben ihrer bekannten Tragetaschentheorie des Erzählens „The Carrier Bag of Fiction“, erstmals veröffentlicht 1989, finden sich hier noch folgende Essays: „Die Gebrauchsanweisung“, „Ein nicht-euklidischer Blick auf Kalifornien als kalten Tag in spe“, „Ein Kampf ohne Ende“ – eine Zusammenfassung von Gedankennotizen zu verschiedenen Themen, „Utopyin, Utopyang“, „Weiterhin verwandt“, und das Gedicht „Unumgrenzt“.
Für Ursula K. Le Guin liegt die positive Zukunft der Menschen nicht im Speer, Sinnbild für den Krieg, sondern im Tragebeutel, in den Gefäßen, mit denen die Nahrung gesammelt und gelagert werden kann, eine Theorie, entwickelt von der US-amerikanischen Journalistin und Autorin Elizabeth Fisher in ihrem Werk „Women’s Creation“. Diese Geschichte, verbunden mit dem Tragebeutel, entwickelt Ursula K. Le Guin weiter in eine Tragetaschentheorie des Erzählens. Ihre eigenen Erfahrungen beim Schreiben ihrer ersten Science-Fiction-Romane beschreibt sie als Sammeln und Herumtragen einer imaginären Tragetasche voller Ideenschnipsel, von kleinen Dingen bis zu Raumschiffen, voll von den unterschiedlichsten Figuren, Anfängen, Wendungen. „Eingangs habe ich geschrieben, dass es schwierig sei, eine packende Geschichte davon zu erzählen, wie wilden Haferspelzen Haferkörner abgerungen werden – nicht dass es unmöglich sei. Wer hat behauptet, dass es einfach sei, einen Roman zu schreiben?“ (Zitat aus „Die Tragetaschentheorie des Erzählens“, Seite 20)
So wie in ihren Romanen, finden sich auch in den hier zu lesenden Essays die Grundanliegen und Kernthemen der US-amerikanischen Autorin: friedliches Zusammenleben, Gerechtigkeit und Gleichheit ohne Ausgrenzung und ohne Unterdrückung. Es sind dies zeitlos gültige Aussagen und gerade in unserer Zeit aktuell und lesenswert.

Fazit
Statt einer Begründung, warum man diesen Essayband lesen sollte, ein Zitat aus diesem Buch: „Die Fähigkeit, zu lesen, ist deshalb so wichtig, weil die Literatur die Gebrauchsanweisung ist. Das beste Handbuch, das wir haben. Die hilfreichste Anleitung für das Land, das wir besuchen: das Leben.“ (Zitat aus „Die Gebrauchsanweisung“, Seite 28)
 
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Circlestonesbooks | Apr 8, 2023 |
Mein Mann hat mir diese Erdsee-Ausgabe zu Weihnachten geschenkt und ich war völlig überrascht, dass ich das Buch a) noch nicht gelesen hatte und b) dass es mir so gut gefällt.
Erdse ist ein aus vielen Inseln bestehendes Archipel. Es geht um Zauberei. Die Hauptfigur der drei Bände dieses Sammelbandes ist der Magier Ged. Im ersten Teil „Der Magier der Erdsee“ wird er ausgebildet und stellt sich einem Schatten, in „Die Gräber von Atuan“ begegnet er der Priesterin Tenar und in „Das ferne Ufer“ reist er mit dem jungen Prinzen Arren durch das Reich der Toten um Erdsee von unheilvollen Mächten zu befreien.
Mit dabei sind noch zwei Kurzgeschichten, das „Lösewort“ und das „Namensgebot“, von denen ich besonders letztere, in der es um den Magier Herr Unterberg und den Drachen Orm Embar geht, sehr humorvoll und schön fand. Zudem findet sich „eine Beschreibung von Erdsee“, ein Überblick über Geschichte, Sprachen, Schriften und das Wesen der Magie.
Die Nachwörter der jeweiligen Romane fand ich zudem interessant, da sie verdeutlichen, welche zur Entstehungszeit aktuellen Hintergründe Ursula le Guin beim Schreiben beeinflusst haben, in „Das ferne Ufer“ zum Beispiel die 1970er Jahre mit einerseits restriktiver Politik, andererseits jungen Leuten, die Drogen nehmen.
Mit gefällt sehr gut, dass es nicht um Kämpfe von guten und schlechten Protagonisten geht, wie es bei moderner Fantasy oft die Regel ist. Dies ist eine bewusste Entscheidung von Le Guin, und ich kann das nicht genug loben. Denn der übliche Dualismus, den man häufig findet, der dann in Schlachten und Gemetzel mündet bzw. im Ausschalten der einen bösen Figur, gefällt mir schon länger nicht mehr. „Durch eine Reduktion von Handlungsoptionen auf „Krieg gegen“ was auch immer teilt man die Welt in Ich und Wir (gut) und Sie und Es (schlecht) und reduziert den moralischen Reichtum unseres Lebens auf ja/ nein , an/aus.“ schreibt le Guin. Ich sehe das genau so und sehe genau darin die große Verarmung moderner Fantasy oder Science Fiktion-Geschichten, auch z.B. von Mandalorian, Game of Thrones uvm. „Die Helden solcher Fantasyromane verhalten sich allzu oft genauso wie die Bösewichte und üben hirnlose Gewalt aus, mit dem einzigen Unterschied, dass der Held auf der „richtigen“ Seite steht und deswegen gewinnen wird. Recht schafft Macht. Oder schafft Macht Recht?“
Ich bin sehr froh, dass Ursula le Guin dem viel diffizilere und subtilere Geschichten entgegen stellt und zudem schon vor 50 Jahren ganz beiläufig Themen wie Rassismus oder Nachhaltigkeit einfach schreibend aufgreift, indem Nachhaltigkeit eines der obersten Gebote ist (das Äquilibrium) und die Figuren alle nicht weiß sind. Nur die Frauen könnten noch etwas anders in diesem Buch auftreten.½
 
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Wassilissa | 34 weitere Rezensionen | Jan 5, 2021 |
Angeregt durch [b:The Left Hand of Darkness The Left Hand of Darkness (Hainish Cycle, #4)|Ursula K. Le Guin|wollte ich auch dieses Buch lesen. Leider wurde ich enttäuscht.

Völlig unnötigerweise wurden nervige Gender-Themen in den Anfangsteil der Geschichte reingezwängt. Während das bei anderen Büchern passt (The Left Hand of Darkness) oder sogar tolles Haupt-Thema ist (Glasshouse), wirkte es hier so, als könne die Autorin nicht anders als immer nochmal ihr Lieblingsthema mitanzusprechen, egal worum es sonst in dem Buch geht.
Doch worum geht es eigentlich?Kapitalismus ist doof und Anarchie/Anarchokollektivismus/Anarchosyndikalismus ist toll. Aber damit es glaubwürdiger wirkt, gestehen wir dem Anarchosyndikalismus auch ein paar Probleme zu - die aber natürlich überwunden werden können. Ganz im Gegensatz zum bösen Kapitalismus, dessen Probleme nie überwunden werden können. Falls es noch um was anderes ging, dann habe ich das nicht entdeckt, da mich dieses Thema zu laut aus jedem Kapitel anschrie.
 
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volumed42 | 267 weitere Rezensionen | May 1, 2019 |
Das Buch hat den Hugo und den Nebula-Award gewonnen, deswegen habe ich es gelesen. Es wurde empfohlen als ein Roman, der vorallem wegen seiner Beschäftigung mit Geschlechterrollen (Gender und so..) bekannt ist.Dieses Thema kommt in dem Buch zwar vor, aber dies ist nur ein Thema von mehreren. Weitere gleichrangige Themen des Buches: Einstehen für persönl. Überzeugungen, Abenteuer, Faschismus und Sozialismus, Heldentum.Im gleichen Urlaub habe ich auch Glasshouse von Charles Stross gelesen und dieses beschäftigt sich ebenfalls mit Geschlechterrollen und der Möglichkeit diese zu wechseln. Dies wirkt bei Stross viel dynamischer und zum Nachdenken anregend.
Interessanterweise ist nicht der Ich-Erzähler die eigentliche Hauptfigur, wie man zunächst denken könnte, sonder nach meiner Meinung Estrevan. Der Haupterzähler Genly Ai bleibt seltsam eigenschaftslos.
 
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volumed42 | 383 weitere Rezensionen | May 1, 2019 |
"Voices" ist der zweite Band der "Annals of the Western Shore". In diesem Band trifft man wieder auf Gry und Orrec, den Protagonisten des ersten Bandes, erzählt wird die Geschichte aber aus Sicht eines neuen Charakters, Memer. Daher ist es auch nicht notwenig, den ersten Band gelesen zu haben um die Geschichte zu verstehen.

Memer lebt in Ansul, ihre Mutter wurde von den Alds, die die Stadt eroberten und auch 17 Jahre später noch besetzen, vergewaltigt. Durch ihren Glauben verteufeln die Alds das geschriebene Wort, der Bücherbesitz wird darum mit dem Tod bestraft und die ehemals überragende Bibliothek von Ansul wurde zerstört.

Memer wurde vom ehemaligen gewählten Obmann der Stadt adoptiert und hat dadurch Zugang zu Wissen (und Büchern), den die meisten in Ansul nicht mehr haben. Auf der Suche nach den legendären Bücherschätzen der Stadt kommen auch Orrec und Gry nach Ansul und treffen auf Memer - das Schicksal hat es wohl so gewollt - die die beiden mit nach Hause bringt. Die Widerstandsbewegung in der Stadt will Orrecs berühmte Rednerkünste dafür einsetzen, das Volk zum Umsturz aufzuwiegeln. Doch Orrec zögert, sich so vereinnahmen zu lassen.

Mir hat gefallen, dass sich die Geschichte in diesem Band, wohl auch durch das zügigere Erzähltempo, spannend entwickelt. Und dass man mit Memer auch bislang verborgene Seiten der Besatzer kennen lernt, wodurch die anfängliche Schwarz-Weiß-Malerei aufgebrochen wird. Lesenswert.½
 
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ahzim | 45 weitere Rezensionen | Feb 9, 2019 |
Ursula K. Le Guin war mir von der Erdsee-Reihe her bekannt, und dieses Buch (erschienen 2004) weckte darum mein Interesse. Und vom Zustand des Buches her muss ich es damals auch gelesen haben, nur konnte ich mich jetzt überhaupt nicht mehr an den Inhalt erinnern, als ich den dritten Band (Befreiung einer SUB-Leiche) las. Also nochmal in die Hand genommen und gelesen.

Leider kann ich mich den Lobeshymnen im Klappentext nicht wirklich anschließen: "an exciting, moving story beautifully told" - ja, die Geschichte ist sprachlich schön erzählt, der Erzählfluss ist aber aus meiner Sicht so langsam, dass es für mich nichts aufregendes mehr hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich vom Alter her nicht mehr in der Zielgruppe bin? "Le Guin writing for children is more thought-provoking than most people writing for adults." - ja, es geht im Kern darum, wie man mit geschenkter Macht umgeht, ob man sich seinen Fähigkeiten (und den Erwartungen und Vorgaben der Eltern) ausliefert oder doch seinen eigenen Weg geht, und auch, wo die dünne Linie zwischen sinnvoller Machtausübung und Machmissbrauch verläuft.

In Bezug auf die Reihe, "Annals of the Western Shore", macht dieser erste Band den Leser mit Orrec und Gry bekannt - auf die Uplands, in denen die beiden aufwachsen, wird zwar auch in den folgenden Bänden hin und wieder mal Bezug genommen, Voraussetzung für das Lesen der anderen Bände ist dieser jedoch nicht.

Für mich kam die Erinnerung an manchen Stellen langsam wieder - aber es ist kein Buch, was ich auf Dauer im Regal stehen haben muss.½
 
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ahzim | 60 weitere Rezensionen | Feb 9, 2019 |
Den ersten Band, "Gifts" (2005), habe ich vor einigen Jahren gelesen, "Voices" (2006) war auch nicht mehr als "zu lesen" markiert. Als ich jetzt "Powers" in die Hand nahm, dass auch schon einige Jahre im Regal stand (erschien 2007), hatte ich zunächst eine andere Geschichte im Hinterkopf und musste mich erst einmal orientieren. Da der Bezug dieses dritten Bandes zu den ersten beiden aber recht lose ist (Orrec und Gry kommen erst auf den letzten Seiten in die Geschichte) und der Protagonist Gavir, ähnlich wie Memer im zweiten Band, neu eingeführt wird, hat es mich beim Lesen nicht gestört, dass ich den Inhalt der ersten beiden Bände mehr oder weniger vergessen hatte.

Kernthema dieses Bandes ist das geistige Erwachen des Jungen Gavir, der als Baby zusammen mit seiner Schwester geraubt wurde und als Sklave aufwächst. Da er keine andere Gesellschaftsform kennt, es ihm gut geht und er, da er später einmal die Position des Hauslehrers übernehmen soll, auch schulisch gebildet wird, stellt er seine Position als Sklave nicht in Frage. Doch dramatische Ereignisse bringen ihn erst in Kontakt mit den Werken moderner Schriftstellern (wie Orrec) und erschüttern dann sein Vertrauen in die Familie, in der er als Sklave lebt. Er verlässt die Stadt, in der er aufgewachsen ist und macht sich auf die Suche nach seinen Wurzeln.

Ursprünglich habe ich diese Reihe angefangen, da mir die Earthsea-Geschichten von Ursula Le Guin so gut gefallen haben. Insbesondere der letzte Band ist aber kaum noch dem Bereich Fantasy zuzuordnen, da bis auf einzelne Visionen auf Magie verzichtet wird. Wenn man ohne Fantasy-Erwartung an den Band herangeht, erhält man aber dennoch eine lesenswerte Geschichte, die den Protagonisten auf seiem Weg vom Kind zum reflektierenden jungen Mann begleitet.
 
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ahzim | 34 weitere Rezensionen | Dec 28, 2018 |
Auf einer ungewöhnlichen Folie führt Le Guin ihre Idee einer Gesellschaft mit fluider Geschlechtlichkeit aus und erfreut mit einer schönen Sprache und überraschenden Gedanken.
 
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modomiro | 383 weitere Rezensionen | Jul 18, 2018 |
Auf dem Planeten Urras gibt es eine Revolte von AnarchistInnen, die vom herrschenden kapitalistischen System niedergeschlagen wird. Um die Unruhestifter loszuwerden, wird ihnen angeboten, den Nachbarplaneten Anarres zu besiedeln. Dort entsteht nun über Jahrhunderte eine "revolutionäre" Gesellschaft parallel zum Kapitalismus auf Urras. Aber so herrschaftsfrei, wie zunächst gemeint wird, ist die Gesellschaft auf Anarres dann doch nicht. Mit der Zeit haben sich Notmaßnahmen aus Krisenzeiten, die es häufiger gibt, da Anarres ein karger Wüstenplanet ist, etabliert und immer mehr festgefahrene Strukturen sind entstanden. Innerhalb dieser Gesellschaft bilden einige Freunde ein "Initiavsyndikat" und werden immer mehr zu RevolutionärInnen in einer revolutionären Welt. Ähnlich wie in der präanarchistischen Gesellschaft werden sie ausgestoßen, gemieden, bekämpft - wenn auch nicht immer so offensichtlich, wie früher, so doch unterschwellig.

Die Gesellschaft müsse sich ständig weiterentwickeln, im Fluss bleiben, hatten die anarchistischen SiedlerInnen erkannt und zentralistische und Herrschaftsstrukturen weitgehend abgeschafft. Allerdings entwickelte sich aus den Werken einer Vordenkerin, Odo, eine Art Moral oder Religion. Oder Gesetzbuch. Denn mit Bezug auf ihre Schriften wurden Mitglieder der Gesellschaft kritisiert und getadelt, wenn sie sich nicht normgerecht verhielten. Die Freiheit von Fremdbestimmung, die Möglichkeit sich immer frei entscheiden zu können, war vielfach nur noch Makulatur. Das erkennt Shevek, ein anarchistischer Physiker, immer mehr, als er Anarres verlässt und eine Zeit lang auf Urras arbeitet. Allerdings stellt er nach anfänglicher Blendung von der Schönheit, Vielfalt und Reichtum der kapitalistischen Nationen auf Urras fest, dass sie angesichts der ständigen Machtkämpfe, notwendiger Unehrlichkeit, Unterdrückung und Ausbeutung abschreckend und beängstigend sind. Zuletzt unterstützt er dort einen Aufstand einer neuen anarchistischen Bewegung, die abermals blutig niedergeschlagen wird. An diesem Punkt endet der Roman, er gibt keine Aussage darüber, welches Verhältnis die beiden Gesellschaften fortan prägen wird.

Dass auf Anarres keine wirklich "anarchistische" Gesellschaft lebt, wird schnell deutlich. Bereits die Kindheit verläuft meist fremdbestimmt, denn eine Erziehung zum Anarchismus kann kaum funktionieren. Sie ist eher mit dem Auswendiglernen von Wissen vergleichbar, die jungen Menschen werden so zugerichtet, dass sie sich in der "anarchistischen" Gesellschaft angepasst verhalten. Das bedeutet aber nicht, dass sie selbstbestimmt und frei wären. Als Shevek auf Urras erlebt, wie dort Kinder gemaßregelt werden, stellt er fest, dass nur die Wort anders sind, die unterschwelligen Botschaften und Mechanismen aber sehr ähnlich wie auf Anarres sind.

Ein anderes aus herrschaftskritischer Sicht problematisches Element der Gesellschaft der AnarchistInnen ist die Zwangsarbeit, an der alle Menschen jeden zehnten Tag teilnehmen müssen. Sie können begrenzt auswählen, in welchem Bereich sie arbeiten wollen. Und sie können auch ablehnen zu arbeiten. Aber dann werden sie über kurz oder lang aus der Gesellschaft verstoßen und müssen ins nächste Dorf ziehen, wo das Spiel von vorne losgeht. Mit den Hungernöten, die den Planeten immer wieder heimsuchen, verschärfen sich diese Zustände und der Zwang und Druck, jegliche "notwendige" Arbeiten zu machen steigt. Immer wieder machen sich die Figuren des Romans vor, sie könnten Nein sagen, wenn sie das unbedingt wollen, stellen aber später fest, dass sie das doch nicht so einfach konnten. "Diskursive Herrschaft" ist es, was hier wirkt: kein Gesetz ist es, was den Zwang ausübt, sondern die Wirkung von Diskursen, Normen und Moralvorstellungen. Vielleicht ein guter Hinweis darauf, dass diese Herrschaftsform keinesfalls unterschätzt werden sollte.

Schade ist, dass Le Guin die herrschaftsfreie Gesellschaft als kärglich, am Rande des Überlebenskampfes, kaum fähig zu komplexen Organisationsformen darstellt. Dies ist natürlich zum Teil den schlechten natürlichen Bedingungen auf Anarres geschuldet. Aber es entsteht ein Bild von erzwungener Primitivität, die der Anarchismus mit sich bringe. Abgesehen von solchen Schwächen ist diese Utopie sehr lesenswert, nicht zuletzt zur kritischen Analyse solcher Gesellschaftsmodelle.

http://www.gruenes-blatt.de/wiki/index.php/2007-02:Die_Enteigneten½
 
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FalkB | 267 weitere Rezensionen | Feb 22, 2008 |
Dieser Roman ist eine Dystopie. Die katastrophalem Entwicklungen unserer heutigen Gesellschaft werden konsequent weiter gesponnen, dramatisiert und zu einer folgenschweren Zukunft geformt. Kriege, Umweltzerstörung und Machthunger prägen die Welt, in der sich die Erde in Ursula K. Le Guins Geschichte befindet. Alle Versuche, die Probleme dieser Welt zu lösen, führen nur zu partiellen Lösungen. Insgesamt wird vieles sogar verschärft. Denn die Zukunft lässt sich nicht einfach vorgeben. So folgt auf den Wunsch nach einer Welt, in der alle Menschen in Frieden miteinander leben und kein Mensch mehr Krieg gegen einen anderen Menschen führt, zu einem apokalyptischen Szenario, wo zwar Frieden unter den Menschen herrscht, aber nur, weil es eine außerirdische Invasion gibt, gegen die sich die Menschheit vereinen musste. Trotzdem sterben Menschen, sie werden nun allerdings von anderen getötet.

Hauptfigur in Le Guins Roman ist George Orr, ein eigentlich ganz normaler, durchschnittlicher Mensch, der in Portland lebt und so etwas wie Bauingenieur oder Planer ist. Das besondere an ihm: wenn er "wirkungsvoll" träumt, verändert sich die Wirklichkeit dadurch. Einmal träumt er von einem Pferd und plötzlich hängt ein riesiges Gemälde dieses Pferdes über der Couch seines Psychiaters. Doch das ist nur eine der harmlosen Träumereien. Dr. Haber, sein Arzt, hat Orrs Gabe erkannt und will sie nutzen, angeblich um die Welt zu verbessern. Tatsächlich lebt er aber seine Machtphantasien aus und gestaltet die Welt nach seinem Gutdünken. Orr ist dabei nur sein Werkzeug. Dieser erkennt das, kann sich aber nicht wirkungsvoll wehren. Kooperiert er nicht, so droht ihm Bestrafung.

Die LeserIn findet sich immer wieder in Situationen wieder, in denen schizophrene Träumereien und eine unvorstellbare Gabe eng nebeneinander zu liegen scheinen. Doch dieses Buch handelt von keinem psychologischen Thema - die scheinbare Wahnvorstellung, Orrs Träume würden Realität, ist hier Wirklichkeit. In ihre Handlungen lässt Le Guin dystopische Vorstellungen von radikaler Eugenik, wirrem Kriegshandeln und sozialer Kälte einfließen. Jede neue Wirklichkeit, die Orr erträumt, zeigt weitere Schattenseiten - auch der heutigen Gesellschaft - auf. Irgendwann wird Orr bewusst, dass die Fremdbestimmung, die hier über ihn und Dr. Haber auf den Rest der Menschheit - nur zu deren Besten - ausüben, moralisch verwerflich ist. Die Macht, die Welt zu verändern, haben nur sie. Und sie lernen nach und nach, ihren Willen klarer durch wirkungsvolle Träume umzusetzen. Damit ist Machtmissbrauch - neben vielen anderen großen Problemen dieser Gesellschaft - das Schwerpunktthema dieses Romans.

http://www.gruenes-blatt.de/wiki/index.php/2007-03:Die_Geissel_des_Himmels
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FalkB | 196 weitere Rezensionen | Feb 22, 2008 |
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