Mark Andrew Ritchie

Vorneweg eine Warnung: Dieses Buch beschreibt u.a. Gewalt gegen Frauen und Kinder (und könnte problematisch sein für Menschen, die selbst ähnliches erlebt haben).

Wenn ich spontan ein x-beliebiges Buch empfehlen müsste, so wäre es dieses: die spannende Geschichte eines Schamanen aus dem Volk der Yanomamö-Indianer.

Jeder Kampf hat eine lange Vorgeschichte. So ist es auch mit jener Auseinandersetzung, mit der Dschungelmann, der alte Schamane, seinen Bericht beginnt. Mit der neuen Friedfertigkeit der Indianer scheint es schon wieder vorbei zu sein, der Pfeil ist schon abgeschossen, mit dem Tod und Vergeltung wieder aufflammen.

Dschungelmann muss weit in die Vergangenheit ausholen, in die Zeit seiner eigenen Kindheit, als er seinen ersten Geistern begegnete, und als bei einem Rache-Feldzug ein Dorf fast vollständig abgeschlachtet wurde. Er berichtet uns von der Angst vor Vergeltung, die das ganze Dorf schließlich auf Wanderschaft gehen ließ, ohne die Nahrung ihrer Felder, und mit schlechten Chancen bei der Jagd. Und er berichtet von den ersten Begegnungen mit den Nabas, den weißen Fremden: Abenteurern, Anthropologen und Missionaren.

Es ist ein schonungsloses und ehrliches Buch, das nichts schönredet. Einige der Nabas sind den Indianern eine Hilfe, andere dagegen entpuppen sich als Ausbeuter, Leichenschänder oder Pädophile. Und dann ist da noch der große, feindliche Geist, für den manche Schamanen nun ihre Geister verlassen, und seinetwegen sogar auf Rache verzichten.

Was dieses Buch so besonders macht: Es wird nicht in den Worten eines Naba nacherzählt, sondern basiert auf Tonband- und Video-Aufnahmen von Interviews mit Dschungelmann und anderen Yanomamö. Dadurch bleibt uns die Welt der Indianer nicht fremd, sondern wir tauchen tief in ihr Denken und Fühlen ein.

Oftmals wird die Welt der Ureinwohner als paradiesisch verklärt. Die Yonomamö fühlen sich verhöhnt, wenn sie so etwas hören. Mit diesem Buch - und dessen Verfilmung - kommen sie nun selbst zu Wort.

Mark Andrew Ritchie, der Verfasser, gibt die Einkünfte aus dem Buch an die Indianer weiter.… (mehr)