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Carl Seelig (1894–1962)

Autor von Wanderungen mit Robert Walser

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Beinhaltet die Namen: K.Zelig, Carl Seelig, HG Seelig Carl

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Ideas and opinions : based on Mein Weltbild (1934) — Herausgeber — 1,964 Exemplare
Mein Weltbild (1934) — Herausgeber — 1,050 Exemplare

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Wenn du Romane von Robert Walser kennst und sie dich faszinieren, dann lies dies!

Fröhlich schreibt 1977 über seinen Freund Carl Seelig 15 Jahre nach dessen Tode:
Seeligs Hilfsbereitschaft gegenüber Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern war einmalig. Er wartete nicht, er suchte zu helfen und nicht nur materiell; auch, wenn möglich, wollte er unerkannt bleiben. Seelig wollte etwas für Robert Walser und seine Werke tun. Walser war 1929 in die bernische Heilanstalt Waldau eingeliefert worden und lebte seit 1933 in der Appenzeller Heilanstalt Herisau.

Erster gemeinsamer Spaziergang Seeligs mit R.W. im Juli 1936. R.W.: seine produktivste Zeit: 7 Jahre in Berlin (1906-13) und 7 Jahre in Bern (9), bewundert Dostojewskijs ‘Idiot’, Eichendorfs ‘Aus dem Leben eines Taugenichts’, Keller aber nicht Rilke (9f). Selbstkritik: „Man darf die Gesellschaft nicht negieren. Man muß in ihr leben und für oder gegen sie kämpfen. Das ist der Fehler meiner Romane. Sie sind zu schrullig ..“ (12) ‘Jakob van Gunten’ ist ihm einer seiner liebsten Romane (13); nennt Thomas Manns Josef-Trilogie einen „Schmerbauch“ (14). „Das Glück ist kein guter Stoff, es ist zu selbstgenügsam. Es kann in sich zusammengerollt schlafen wie ein Igel.“ (15). Er traf Wedekind oft in München; den Schweizern sei er zu dämonisch, ein „Bürgerschreck“ (29). Er hätte gelacht, als ihm einmal Bruno Cassirer zumutete, wie Gottfried Keller zu schreiben (29).
20.Juli 1941: „Man muß nicht hinter alle Geheimnisse kommen wollen. [Was fremd und seltsam bleibt hat] einen unsäglichen Reiz “ (31). Geschichten aus der Anstalt (32ff). Über Gotthelf, Goethe, Nietzsche (34f). „Die Tragödie der Revolutionäre hat Georg Büchner in ‘Dantons Tod’ genialisch geschildert.“
11. Mai 1942: Säntistour - Besuch beim Wetterwart
28. Jan. 1943: Herisau - St. Gallen - Rorschach am Bodensee im Nebel: „ein vergnügter Tag“, erzählt über sich (41ff): Banklehre, Biel, Basel, Zürich, kündigte oft, um Zeit zum Schreiben zu haben; in der Züricher Spiegelgasse, wo Lenin gewohnt und Büchner gestorben, entstand ein Teil von ‘Fritz Kochers Aufsätzen’ - dies und anderes musste den Eindruck erwecken, als nehme er „die guten Bürger nicht für ganz vollwertig“; trieb sich in Berlin herum, trank, bis seine Schwester Lisa ihn in Biel aufnahm. (43); liest den ‘Grünen Heinrich’ immer wieder; später einmal redet er von dessen „entsetzlicher Schönheit“ (76)
15. April 1943: C.S. Unterredung mit dem Chefarzt: Verweigerung einer Operation, hilft gewissenhaft beim Reinemachen etc., tiefes Misstrauen gegen alle in der Anstalt, auch misstraut er C.S.’s Ausrede. „Es muss im menschlichem Leben auch Unannehmlichkeiten geben.“
16. Mai 1943: Spricht von seinem Spitalaufenthalt: es gefiel ihm ganz gut: „Alle Wünsche schlafen ein“. ‘Geschwister Tanner’ habe er in Berlin in 3-4 Wochen geschrieben. „Schriftsteller ohne Ethik verdienen durchgeprügelt zu werden.“ Ihm imponiert Marlitt’s Verständnis für soziologische und soziale Wandlungen; der „schlinggewächsartige Stil“ Jean Pauls fasziniert ihn.
27. Juli 1943: „Sparen wir ein paar Sehnsüchte auf!“. Der ‘Gehülfe’ sei ein ganz und gar realistischer Roman, er brauchte fast nichts zu erfinden. Beschreibung einer Ballonfahrt mit Paul Cassirer (57). C.S. erzählt von einem Brief Nestroy’s an eine Schöne, in dem er sich als ‘Ehekrüppel’ bezeichnet.
19. Okt. 1943: über kleinstädtische Spießer und Großstadtschreier: der Spießer sei noch lange nicht so unerträglich wie der Literat, der glaube, er müsse der Welt mores lehren. C.S. erzählt ihm über seinen letzten Besuch bei seinem Bruder, dem Maler Karl Walser (65-67).
2. Jan. 1944: In einem ausgetragenen Anzug, blauem Hemd, rotgestreifter Krawatte ohne Mantel durch den Schnee. Gespräch über die Bombardierung deutscher Städte (69): C.S. findet es unmenschlich, Krieg gegen Frauen, Kinder und Kranke zu führen, gleichviel von wem. R.W.: Wer um die nackte Existenz kämpft wie die Briten, müsse die schonungsloseste Realpolitik betreiben. Er weigert sich, seine todkranke Schwester Lisa in Bern noch einmal zu besuchen. „Ich bedaure sie, aber auch ich werde einmal allein sterben müssen. Das ist Menschenschicksal.“ (71f; Lisa stirbt 5 Tage später)
Am Abend: „Jedesmal wenn ich in eine andere Stadt kam, vergaß ich meine Vergangenheit und stellte mich vollkommen auf das neue Milieu um“; „Der Roman sei für mein Talent zu weitläufig. So zog ich mich ins Schneckenhaus der Kurzgeschichte zurück“. (75)
25. Mai 1944: „Durch die zaristischen Literatur zieht sich der Gedanke, daß die angeblich Starken und Triumphierenden in Wahrheit die Schwachen sind (so in ‘Anna Karenina’ und Dostojewskijs ‘Gatte’)“ (80).
Über Nietzsche (83): siegessüchtig hätte er sich aus gekränktem Knechtedasein dem Teufel angebiedert. Seine Herrenmoral sei für die Frau beleidigend!
9. April 1945: C.S. bietet ihm an, in eine bessere Abteilung der Anstalt zu kommen, doch er lehnt ab:“Ich will mit dem Volke leben und in ihm verschwinden“ (91)
23. Sept. 1945: Er schrieb den ‘Gehülfen’ auf Einladung des Scherl-Verlags in 6 Wochen gleich ins Reine. Beschreibung seines Angestelltenverhältnis in Wädenswil. Die ‘Geschwister Tanner’ spielen in Zürich und Täuffelen, wo er oft bei seiner Schwester Lisa wohnte. Zu Keller: „Ohne Abgründe bleibt jeder Künstler ein geruchloses Treibhausgewächs.“ (98)
30. Dez. 1945: Kurze Einkehr bei dem C.S. befreundeten Maler Charles Hug gegen R.W.’s Abneigung, doch dann genoss er es. Auf C.S.’s Frage warum er nicht von Berlin nach Paris gegangen sei: das Paris eines Balzac, Flaubert, Maupassant, Stendhal? Er hätte sich nie dort hingetraut!
17.Juli 1946: Diskussion über Freundschaft und ob es Freundespflicht gäbe.
26. Mai 1947: Thomas Mann: Erstaunliche Frühwerke, doch die späteren haben etwas von der „Stubenluft eines fleißigen Prokuristen“.
3. Nov. 1947: Lange Wanderung im strömenden Regen. Er möchte keine Privilegien in der Anstalt, nicht der Arbeit fernbleiben und CS künftig nur Sonntags treffen.
4. April 1948: Gespräch über Max Brod, Franz Kafka
23. Jan. 1949: Stundenlange Unterhaltung über die Schauspielerin Gertrud Eysoldt; beide hatten sie sie nicht nur auf der Bühne gesehen auch persönlich getroffen (116-120). RWs ungewöhnlich gutes Gedächtnis. Der verschneite Wald „ es ist wie in einem Märchen“.
15. April 1949: C.S. erzählt von einem kurzen Einblick in die Dämonie eines sich abseits haltenden Dienstkameraden, danach Gespräch über die ‘Dämonen’ von Dostojewskij;
(später einmal) RW über ‘Schuld und Sühne’: er hätte ihn ohne die Erlebnisse auf dem Schafott und Sibirien nicht schreiben können, „so hat vieles Leiden doch einen Sinn.“ (134) Der Prozess der Anna Koch (133, 136-143)
12. April 1953: Gespräch über ‘Käthchen von Heilbronn’ (zu hündchenhaft-brav) und Kleist. Erwähnung der Ehrungen in Zeitungen und Radio zu seinem 75. Geburtstag verstimmen ihn: „Das geht mich doch nichts an!“
Auf Walsers Wunsch schildert C.S. seinen Besuch an einem Samstag Abend eines Züricher Gebetshauses einer orthodoxen jüdischen Sekte (148-151).
17. Juli 1955: langes Gespräch über Tolstojs ‘Auferstehung’

Diese Ausgabe ist mit einem Namenverzeichnis versehen (hilfreich! - viele Namen erwähnen sie in ihren Gesprächen). (IX-21)
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MeisterPfriem | 3 weitere Rezensionen | Sep 26, 2021 |

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