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Die Welt war ein hermetisch abgeriegelter Viehwagen.,

In Ungarn lebten Juden lange Zeit in vermeintlicher Sicherheit, selbst als man in 1944 in das Ghetto gesperrt wird, war die Hoffnung da, dass der Krieg bald zu Ende ist. Und doch, man findet sich plötzlich in einem Eisenbahnviehwaggon wieder, der Richtung Polen fährt. Alleine die Beschreibung dieser Fahrt ist eine Tortour, die den Leser in Mark und Bein erschüttert. Es war als greife der um sich greifende Wahnsinn jedem an die Gurgel, Durst, Feuer, Menschen werden völlig apathisch oder verrückt, Kinder weinen, die Nacht schien nicht mehr enden zu wollen. Durst, Pesthauch, Geschrei, dann die Nachricht: Auschwitz, wir sind da. Niemand hatte den Namen je gehört. Wasser, Beruhigung, Lügen - kleine Beruhigungen vor dem was kommen sollte.

Schnell wurde man durch harte Befehle allem Menschlichen entledigt, man war einer Treibjagd ohne Erbarmen ausgesetzt. Rasch geht dabei jegliches Zeitgefühl verloren, die Hölle kennt keine wirklichen Gefühle mehr, Schläge, Tritte, Arbeit, immerhin das Glück Arbeit zu haben und sei es die vor den Gaskammern. Einer der Freunde musste seinen eigenen Vater in die Gaskammer schieben, unvorstellbares Leid: „dass sich keiner muckst“, ein typischer Schrei willenloser, drangsalierter Menschen: „Arbeiten oder Gaskammern, ihr habt die Wahl“ . Es war ein schöner Apriltag, Frühlingsduft hing in der Luft. Die Sonne sank im Westen.

Rennen, ausziehen, duschen, Arbeit macht frei, lasst den Mut nicht sinken, sammelt alle Kraft und verliert nicht die Hoffnung. Elie Wiesel bekam die Nummer A-7713 und hatte keinen Namen mehr. Brot, Suppe - das war mein Leben, nicht mehr. Ich war nur noch ein Körper. Vielleicht noch weniger: ein hungriger Magen. Nur der Magen fühlte die Zeit verstreichen. (S 79)

Peitschenhiebe, Bestrafungen nach Gutdünken, unberechenbar, Schläge, alles vergisst man schnell, nur der Hunger blieb, man war eine Nummer, ein wimmerndes Staubkorn, Bomben, die auf das Lager fallen, werden als Erlösung, als Hoffnung erlebt, trotzdem steht abends der Galgen auf dem Antretplatz, einer, der ein Brot gestohlen hat, wird gehängt. Seine letzten Worte: ich verfluche Deutschland. Wo ist Gott, eine oft gehörte Frage. Er hängt am Galgen eine ebenso oft gehörte Antwort. Eines bleibt: der Wille zum Überleben, trotz eines Fußmarsches Richtung Buchenwald und nach einer 10-tägigen Waggonfahrt dorthin. Ein 15-jähriger hat Dinge gesehen, die er zeitlebens nie mehr vergessen kann.

Alle Deutschen wurden eingeschworen und abgerichtet, im Namen einer der dümmsten Ideologien aller Zeiten, die Gefahr solcher falschen Glaubensbekenntnisse ist wohl immer vorhanden. Dieses Buch gehört für mich deshalb zum Pflichtprogramm in Schulen, ein Bericht, den wirklich jeder kennen sollte.

10. April 2013
 
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Clu98 | 574 weitere Rezensionen | Mar 17, 2023 |