StartseiteGruppenForumMehrZeitgeist
Web-Site durchsuchen
Diese Seite verwendet Cookies für unsere Dienste, zur Verbesserung unserer Leistungen, für Analytik und (falls Sie nicht eingeloggt sind) für Werbung. Indem Sie LibraryThing nutzen, erklären Sie dass Sie unsere Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinie gelesen und verstanden haben. Die Nutzung unserer Webseite und Dienste unterliegt diesen Richtlinien und Geschäftsbedingungen.

Ergebnisse von Google Books

Auf ein Miniaturbild klicken, um zu Google Books zu gelangen.

Lädt ...

Warum die Deutschen? Warum die Juden? : Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800–1933 (2011)

von Götz Aly

Weitere Autoren: Siehe Abschnitt Weitere Autoren.

MitgliederRezensionenBeliebtheitDurchschnittliche BewertungDiskussionen
14516190,536 (4.23)2
Warum die Juden? Warum die Deutschen? Diese beiden Fragen harren seit 1945 einer Antwort. Götz Aly gelangt in seinem neuen Buch zu verstörenden Einsichten. Er beschreibt Fortschrittsscheu, Bildungsmangel und Freiheitsangst so vieler christlicher Deutscher während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dagegen begeisterten sich die deutschen Juden für das Stadtleben, für höhere Bildung; sie wussten die Chancen der Moderne zu nutzen. Die trägen Nicht-Juden sahen ihnen mit Neid und Missgunst hinterher. Aus Schwäche erwuchsen zuerst Sehnsucht nach kollektiver Stärke, dann Rassendünkel und am Ende mörderischer Antisemitismus. Götz Aly ermöglicht es, den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen. (Verlagstext) (S. Preisler) Der Historiker Aly untersucht mentalitätsgeschichtliche Voraussetzungen und Entwicklung des Antisemitismus und seine Folgen in Deutschland bis zum Holocaust. (S. Preisler)… (mehr)
Keine
Lädt ...

Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest.

Englisch (13)  Deutsch (2)  Italienisch (1)  Alle Sprachen (16)
Zeige 2 von 2
Das jüdische Volk wurde im Mittelalter als Verursacher der Tötung Jesu geächtet: Kirche und Feudalherren hatten einfaches Spiel, mit dieser (falschen) Information einen Sündenbock durch die Gedanken der Menschen zu treiben, der für alles haftbar gemacht wurde. Jüdische Menschen waren entrechtet und schon dankbar, wenn man sie am Leben ließ. Um den dumpfen Vorurteilen gut zu begegnen bzw. diesen auszuweichen, musste man informierter sein als die christlichen Nachbarn. Götz Aly beschreibt die Tatsache, dass alle jüdischen Eltern größte Sorgfalt darauf legten, ihren Nachkommen Lesen, Rechnen und Schreiben beizubringen. Darüber hinaus diskutierte man in den Familien und schulte das dialektische Können des Nachwuchses viel intensiver als die christlichen Mitbürger. Denen sagte man von oben herab bis ins 20. Jahrhundert, dass Lesen schädlich für die Augen sei.

Jüdischen Bürgern war in Deutschland bis 1806 jegliche handwerkliche Tätigkeit untersagt, sie waren auch weitestgehend von wissenschaftlichen, militärischen oder verwaltungsorientierten Aufgaben ausgeschlossen. 1806, unter der napoleonischen Besatzungsmacht, entschloss sich Deutschland, den Juden alle Zünfte und viele weitere Tätigkeiten zu öffnen. Im benachbarten Europa wurden sie nach wie vor ghettoisiert, verfolgt und drangsaliert, jetzt aber war ihnen die freiheitliche Möglichkeit individuellen Könnens möglich. Es muss auf die Juden wie eine Befreiung gewirkt haben, sie dankten es Deutschland mit einer unglaublichen Leistungsbereitschaft, die sich im beginnenden industriellen Zeitalter als wertvolle Hilfe für den Erfolg Deutschlands herauskristallisierte. Anders als in agrarischen Verhältnissen brauchten die Menschen jetzt Neugier, Einfallsreichtum, Geistesgegenwart, Anpassungsgabe, soziale Intelligenz und vor allem Bildung. (S 37)

Juden hatten einen zentralen Reichtum: ihre Bildung und die Fähigkeit, sich unter widrigsten Bedingungen anzupassen, zu überleben. Deutsche Bürger wurden von der Obrigkeit für dumm verkauft: beginnende Erziehung im 19. Jahrhundert für breite Massen war im Grunde dumpfe Prügelpädagogik: Arbeitslose Kutscher oder Handwerker wurden Lehrer, die ihre Schüler zum Auswendiglernen anhielten und sie streng verprügelten, ihnen den eigenen Willen herausschlugen. Der Unterricht solcher Schulmeister kam auf dem Lande selten über das Buchstabieren hinaus. (S 39)

Man muss nicht mehr beschreiben, um zu begreifen, dass der schnell akkumulierende jüdische Bildungs- und Einkommensanstieg den christlich geprägten Deutschen ein Dorn im Auge wurde. Neid und Missgunst nahmen überhand: hatte man vorher auf sie heruntergesehen, so musste man jetzt feststellen, dass Juden mit ihrer Bildung schnellere und bessere Abschlüsse machten und ihre Fähigkeiten zum Besten für alle einsetzten. Ihre Kreativität sorgte ganz entscheidend für den ungeheueren Wirtschaftsaufschwung Deutschlands, aus Made in Germany (am Anfang ein Ächtungszeichen der Engländer) wurde ein positives Markenzeichen. Insgesamt liegt in den klassischen Wissenschaftsbereichen der Anteil von jüdischen Bürgern unter allen Nobelpreisträgern bei 15,1 % (gerechnet von von 1901 bis 2001). In der Weimarer Republik waren unter fünfzehn Nobelpreisträgern fünf deutsche Juden: Albert Einstein (Physik), Otto Meyerhof (Medizin), James Franck (Physik), Gustav Hertz (Physik) und Otto H. Warburg (Medizin). Die erste Frau in Deutschland, die sich der Frauenemanzipation verschrieb, war Rahel Levin-Varnhagen. Sie lehnte die Dominanz des Mannes ab und forderte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine umfassende Gleichstellung der Frau.

Im 19. Jahrhundert gab es immer wieder Judenprogrome auch in Deutschland, sie wurden aber von den Regierenden niedergeschlagen, die dumpfe Wut auf Kapital und Geldgier bahnte sich aber ihren verhängnisvollen Weg. Warum sollten jene, die bisher nichts galten, auf einmal so erfolgreich sein? Hier ging es doch vermeintlich nicht mit rechten Dinge zu, so die Stammtischparolen. Daraus und aus unsäglich dumpfen Wissenschaftlern bzw. Politikern wurde der Hass auf diese Minorität gespeist, die sich in den 30er Jahren dann ihren verhängnisvollen Weg bahnte.

Der ohnmächtige Neid ist zugleich der furchtbarste Neid, stellte Max Scheler fest. Die deutsche Majorität holte zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf, im wirtschaftlichen Sinne, und je näher man den Juden kam, umso aggressiver wurde der Neid. Ihre Definition einer überlegenen Rasse war zugleich Heimstatt für die dumpfen Nicht-gebildeten, der Kirche und Obrigkeit zur Erziehungs-Prügelei ausgesetzten nicht-jüdischen Deutschen. Ein einfaches, auf der Hand liegendes universelles Druck- und Überzeugungs-Mittel für das, was nach 1933 kommen sollte. Die Theorie vom reinrassigen Volk wurde zur Praxis und zur Utopie vom besseren Leben. Die auf der der sozialen Aufstiegsleiter seit 1880 und erst recht seit den 1920-er Jahren nachdrängenden Deutschen erklärten die durchschnittlich erfolgreicheren Juden zu Untermenschen, um selbst Obermenschen zu werden. (S 300)

Dabei waren sich unsere nicht-jüdischen Vorväter und -mütter ihrer neidvollen Haltung den Juden gegenüber bewusst, sie schämten sich für ihre niedrigen Beweggründe. Und genau dies machte sie für die Rassentheorien so empfänglich, hier wurden ihren Gefühlen Absolution erteilt, sie waren sozusagen entlastet von der Todsünde des Neides. Um das Ganze zu verstehen, versetze man sich einfach nach Mannheim, ein Little Istanbul, in dem Türken Tür and Tür mit Deutschen leben. Was denkt ein Langzeitarbeitsloser, wenn neben ihm ein türkischstämmiger Mitbürger wohnt, der Arbeit hat beim Benz und einen Benz fährt? Götz Aly blickt pessimistisch in die Zukunft. Der Ort des Bösen liegt in der menschlichen Natur, Schrecken können sich nach seinen Ausführungen zufolge jederzeit wieder abzeichnen - und sie haben sich in kleinem Rahmen bei uns Deutschland schon wiederholt, auch im 21. Jahrhundert. „Wer solche Gefahren mindern will, sollte die komplexen menschlichen Voraussetzungen betrachten und nicht glauben, die Antisemiten von gestern seien gänzlich andere Menschen gewesen als wir Heutigen.“ (Letzter Satz)

"Das kollektivistische Versprechen und der Antiliberalismus der SPD im 19.
Jahrhundert haben deutlich zum Antisemitismus beigetragen." ( )
  Clu98 | Feb 20, 2023 |
Dieses Buch hat aufgrund seiner herausragenden Sachlichkeit und unprätentiösen Darstellung eigentlich sechs Sterne verdient und sollte Pflichtlektüre sein. ( )
  Gyokuro | Dec 13, 2011 |
keine Rezensionen | Rezension hinzufügen

» Andere Autoren hinzufügen

AutorennameRolleArt des AutorsWerk?Status
Aly, GötzAutorHauptautoralle Ausgabenbestätigt
Chase, JeffersonÜbersetzerCo-Autoreinige Ausgabenbestätigt
Tortelli, ValentinaÜbersetzerCo-Autoreinige Ausgabenbestätigt
Du musst dich einloggen, um "Wissenswertes" zu bearbeiten.
Weitere Hilfe gibt es auf der "Wissenswertes"-Hilfe-Seite.
Gebräuchlichster Titel
Originaltitel
Alternative Titel
Ursprüngliches Erscheinungsdatum
Figuren/Charaktere
Wichtige Schauplätze
Wichtige Ereignisse
Zugehörige Filme
Epigraph (Motto/Zitat)
Widmung
Erste Worte
Zitate
Letzte Worte
Hinweis zur Identitätsklärung
Verlagslektoren
Werbezitate von
Originalsprache
Anerkannter DDC/MDS
Anerkannter LCC

Literaturhinweise zu diesem Werk aus externen Quellen.

Wikipedia auf Englisch (2)

Warum die Juden? Warum die Deutschen? Diese beiden Fragen harren seit 1945 einer Antwort. Götz Aly gelangt in seinem neuen Buch zu verstörenden Einsichten. Er beschreibt Fortschrittsscheu, Bildungsmangel und Freiheitsangst so vieler christlicher Deutscher während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dagegen begeisterten sich die deutschen Juden für das Stadtleben, für höhere Bildung; sie wussten die Chancen der Moderne zu nutzen. Die trägen Nicht-Juden sahen ihnen mit Neid und Missgunst hinterher. Aus Schwäche erwuchsen zuerst Sehnsucht nach kollektiver Stärke, dann Rassendünkel und am Ende mörderischer Antisemitismus. Götz Aly ermöglicht es, den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte zu verstehen. (Verlagstext) (S. Preisler) Der Historiker Aly untersucht mentalitätsgeschichtliche Voraussetzungen und Entwicklung des Antisemitismus und seine Folgen in Deutschland bis zum Holocaust. (S. Preisler)

Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden.

Buchbeschreibung
Zusammenfassung in Haiku-Form

LibraryThing Early Reviewers-Autor

Götz Alys Buch Why the Germans? Why the Jews? wurde im Frührezensenten-Programm LibraryThing Early Reviewers angeboten.

Aktuelle Diskussionen

Keine

Beliebte Umschlagbilder

Gespeicherte Links

Bewertung

Durchschnitt: (4.23)
0.5
1
1.5
2
2.5 1
3 2
3.5 3
4 11
4.5 2
5 11

Bist das du?

Werde ein LibraryThing-Autor.

 

Über uns | Kontakt/Impressum | LibraryThing.com | Datenschutz/Nutzungsbedingungen | Hilfe/FAQs | Blog | LT-Shop | APIs | TinyCat | Nachlassbibliotheken | Vorab-Rezensenten | Wissenswertes | 206,798,063 Bücher! | Menüleiste: Immer sichtbar