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Fräulein Nettes kurzer Sommer (2018)

von Karen Duve

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433590,906 (4.32)6
Karen Duves so lakonischer wie gnadenlos sezierender Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und die Welt der letzten Romantiker, die deutsche Märchen sammelten, während die gute alte Ordnung um sie herum zerfiel. Das Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war. Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht. Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.… (mehr)
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In "Fräulein Nettes kurzer Sommer" kann mal als Leser das Freifräulein Anna Elisabeth von Droste zu Hülshoff, genannt Annette, oder noch kürzer, Nette, in den Jahren 1817 bis 1821 vor dem geschichtlichen Hintergrund der Zeit kurz nach dem Wiener Kongress begleiten. Die Droste zu Hülshoffs sind eng verwandt mit der Familie von Haxthausen, auf deren Stammsitz, dem Bökerhof, Annette 1820 viel Zeit verbringt. Auf dem Bökerhof trifft Annette auch Heinreich Straube, der von ihrem Onkel August (der gerade mal 5 Jahre älter ist als Annette) als Gast mitgebracht wird. Straube und August studieren zusammen in Göttingen, jedoch ist Straube nahezu mittellos. August lässt ihn auch in Göttingen bei sich wohnen und unterstützt ihn auch finanziell.

Weder Straube noch Annette werden im Roman als äußerlich attraktiv beschrieben, finden aber über die Dichtung eine gemeinsame Ebene. Straube selbst wird von August als Genie angesehen - die Dichtung seiner Nichte lehnt er aber grundsätzlich ab, da dieses "zur Schau stellen" eines Freifräuleins nicht würdig ist - wodurch Annette regelmäßig aneckt. Da auch die Beziehung Annettes zu Straube nicht standesgemäß ist, versucht man auf dem Bökerhof nun einiges, die beiden auseinanderzubringen.

Ebenfalls häufiger zu Gast auf dem Bökerhof sind Ludwig und Wilhelm Grimm (die Familie Grimm, einschließlich Jacob, wird dann auch am Anfang des Romans in Kassel besucht). Hier gibt es eine schöne Überschneidung zum Roman "Grimms Morde" von Tanja Kinkel, auch wenn diese die zeitliche Abfolge der Ereignisse veränderte.

Der Roman ist sprachlich der Zeit angepasst, in der er spielt, da Karen Duve Redewendungen aus den überlieferten Briefen der Familie nahtlos in den Roman eingebaut hat. Dadurch liest sich die Geschichte vielleicht nicht ganz so flüssig wie in modernerem Deutsch, man taucht aber um so besser in die beschriebene Zeit ein. Und da der Roman nicht nur aus Annettes Perspektive geschrieben ist, sondern auch z.B. das Göttinger Studentenleben aus Augusts und Straubes Sicht mit aufnimmt, vermittelt der Roman auch einen guten Einblick in die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit, insbesondere das Selbstverständnis des Adels und die Beziehung zum aufstrebenden Bürgertum.

Klare Leseempfehlung für Münsterländer und alle anderen, die sich für deutsche Geschichte nach dem Wiener Kongress interessieren. ( )
  ahzim | Oct 3, 2019 |
Karen Duve ist mit diesem Buch etwas geglückt, was man selten findet: Sie fängt die historische Zeit authentisch ein. Ich habe höchsten Respekt davor, wie akribisch und langwierig ihre Recherche gewesen sein muss. Es geht um Annette von Droste-Hülshoff, um ihre kurze Liebe zu Heinrich Straube sowie eine niederträchtige Intrige, die sie kleinhalten sollte. Und es geht auch um die Zeit des deutschen Biedermeier, um die Zeitgenossen wie die Gebrüder Grimm, Clemens Brentano und Heinrich Heine. Manches, was einfach so in unserem kulturellen Gedächtnis ist, wird in Kontext gestellt und eingeordnet, etwa die Märchen der Grimms, die Gedichte Heines und auch das Werk der Annette von Droste-Hülshoff.
Was hätte die Droste schaffen können, wenn sie nicht so kleingehalten worden wäre. Wie anders war diese Zeit!
Neben der Anklage, die sich aufdrängt, ist das Buch auch recht witzig und sehr gut geschrieben. Immer wieder finden sich kleine Zitate, die man kennt, die aber nicht zu ausufernd sind (etwa wenn Heine zu Straube nach dessen trauriger Liebe sagt "Es ist eine alte Geschichte"). Das Buch ist wirklich ausgesprochen klug und ein wunderbarer historischer Roman.
Der halbe Punkt Abzug ist dadurch begründet, dass ich das Hörbuch gehört habe und nicht finde, dass die Autorin selber das Buch wirklich gut liest. Es wird zwar im Lauf der Zeit besser (oder man hört sich ein), aber eine professionelle Sprecherin hätte viel mehr aus dem wunderbaren Text herausholen können! Und anfangs zieht sich das Buch etwas, aber nicht schlimm. ( )
  Wassilissa | Jul 17, 2019 |
Immer auf der Suche nach Literatur, die auch Literaturgeschichte vermitteln kann, bin ich auf „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ von Karin Duve gestoßen. Es geht darin um Annette von Droste-Hülsoff, die als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen gilt. Ihre Novelle „Die Judenbuche“ gehört meiner Meinung nach zumindest zum erweiterten Literaturkanon für die Schule, mit ihrer Lyrik habe ich mich noch nicht viel auseinandergesetzt, aber in meinem bevorzugten Unterstufenbuch findet sich die Ballade „Der Knabe im Moor“, mit der man einiges anfangen kann.

Den Gedanke, den Roman als Klassensatz für unsere Schule anzuschaffen, habe ich allerdings sofort angesichts der Seitenzahl verworfen: 592! Das darf man niemandem antun, der das nicht von selber will. Und auch bei mir lief das Buch ja nur unter ferner liefen, ich wollte es ja nicht für mich persönlich lesen und mein Stapel der ungelesenen Bücher (Tsundoku!) ist konstant hoch, also griff ich auf meine Alternative zurück: Hörbuch. 15 Stunden und 12 Minuten vorgelesen von Karin Duve selber. Und was soll ich sagen? Der Text hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen.

Es geht nicht nur um die Liebesgeschichte einer jungen, nicht ganz so angepassten Frau vor zweihundert Jahren, es wird ein Sittengemälde rund um die Familie, die Kontakt mit den Brüdern Grimm, Heinrich Heine, Clemens Brentano und anderen hatte, die sich auf das altdeutsche Kulturgut zurückbesinnen wollten, gezeigt. Ich konnte mit den Figuren Reisen auf furchtbaren Straßen erleben, ich empfand die Langeweile von Freifräulein, die keine Aufgabe im Leben haben, wenn sie nicht geheiratet werden und deren Wert innerhalb der Familie nur mäßig ist, wenn sie eigene Gedanken kompromisslos vertreten. Ich wunderte mich über die skurrilen Figuren der Grimms oder der altdeutsch gesinnten Studenten in Göttingen, der Freunde von August von Droste zu Hülsoffs. Ich fror mit Heinrich Straube, den mittellosen Studenten, den Annette wirklich zu lieben glaubt, wenn er sein Zimmer auf die Temperatur von 14 oder 15 Grad heizen kann. Und wie lange die Beförderung eines Briefes dauerte…

Natürlich ist er nicht standesgemäß und kommt für eine Verbindung nicht in Frage, aber Annette hat ja auch nicht wirklich die Möglichkeit herauszufinden, wie das ist, jemanden zu lieben und da sie selbst innerhalb ihrer Familie kaum Anerkennung bekommt – im Gegenteil, sie wird vor allem von ihren Brüdern klein gehalten – , findet sie es schön, dass sich jemand ihrer Gedichte annimmt. In einer wunderbaren Szene küsst Laube sie unbeholfen, doch die junge, sehr kurzsichtige Frau sieht seine schlechten Zähne und riecht seinen strengen „Flausch“ (Mantel) – das lässt also nicht direkt Verliebtheit zu. Doch es entsteht eine Seelenverwandtschaft, die beide letztendlich unglücklich macht. Die Kussszene wird übrigens im Abstand von mehreren hundert Seiten aus der Sicht beider Beteiligten geschildert. Er empfindet seine Nase zu groß und seine Brille verrutscht – sie lässt alles über sich ergehen und beobachtet ihre Empfindungen.

In dem „kurzen Sommer“ finden mehrere Männer das unangepasste Freifräulein anziehend und das lässt letztendlich auch noch die Beziehung zu Laube nicht weiter entstehen. Richtig sympathisch wird einem diese Annette von Droste-Hülsoff nicht, aber man erkennt das Potenzial einer Frau, das vor 200 Jahren für unpassend gehalten wird und sich nicht entwickeln darf.

Karin Duve hat gut recherchiert und einen historischen Roman geschrieben, dessen Figuren lebendig werden und etwas über den Beginn des 19, Jahrhunderts erzählen. Die starrsinnigen, eigenbrötlerischen Grimms, der extrovertierte Heinrich Heine, der immer wieder in Gesprächen bewunderte Goethe, August von Droste-Hülsoff, der Heinrich Laube als neuen Goethe verehrt und finanziell unterstützt, die Schwestern und Tanten der Familien Droste-Hülsoff und Haxthausen und ihre Lebensumstände sind in diesem Roman gut aufgehoben und ich konnte ein Stück des Weges mit ihnen zurücklegen und erfahren, wofür sie ich interessiert haben. Ich hab mich ungern von ihnen getrennt, aber ich bin sehr froh, dass ich nicht in dieser Zeit leben musste. ( )
  juhudo | Jan 5, 2019 |
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Was tatsächlich im Sommer 1820 auf dem Bökerhof vorgefallen ist, liegt im Dunkeln.
Zitate
Und die Idee von der Gleichheit aller Männer vor dem Gesetz?" "Verdorbenes, welsches Zeug. Scheiße. Man muss dem Zeitgeist die Stirn bieten. Die Welt ist von Gott geordnet, und zwar so, dass der eine über dem anderen steht. Und das gilt es zu erhalten. (S. 206)
Es scheint in der Natur der Sache zu liegen, dass eine Fremdherrschaft von den Unterworfenen immer nur als Zerstörung der bewährten Ordnung empfunden werden kann. (S. 206)
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Karen Duves so lakonischer wie gnadenlos sezierender Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und die Welt der letzten Romantiker, die deutsche Märchen sammelten, während die gute alte Ordnung um sie herum zerfiel. Das Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war. Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht. Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.

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