„Vati“ ist der Nachfolger von „Die Bagage“ und hier schildert die Autorin ihren Vater, einen ambitionierten Mann in einfachen Verhältnissen, einen Leser. Mir gefiel auch diesmal wieder die wunderbare Sprache. Das Buch ist autobiografisch und dennoch wahrt die Autorin Diskretion. Sie achtet die Würde ihrer Personen, die ja ihre Verwandten sind.
Im Gegensatz zur “Bagage“ ist aber ein kleiner Nachteil, dass die Geschichte keine eigentlich stringente Handlung hat, also keinen Spannungsbogen. Trotzdem ein schönes Buch und man kann es auch ohne die „Bagage“ gelesen zu haben verstehen. ( )

Greta, das Kuckuckskind der "Bagage" (s. ID-A 08/20) lernt ihren Josef im Lazarett kennen, in dem sie als Krankenschwester tätig ist. Der feinsinnige, dünne Mann, mit dem amputierten Unterschenkel und die dralle Greta werden schnell ein Paar und haben vier gemeinsame Kinder. Josef leitet ein Invalidenheim im Vorarlberg, in dem Stumpfsinnige, Einäugige und Amputierte eine Zuflucht finden. Mitte der 1950er Jahre kommt ein Steuerprüfer ins Haus, das nun als Hotel umgebaut werden soll. Dabei fürchtet Vati, dass sein Buchdiebstahl auffliegt und er versucht sich das Leben zu nehmen, ruiniert aber nur seinen Magen. Dafür stirbt Mutti an Krebs und die Kinder werden aufgeteilt. Monika, die Autorin und ihre Schwestern kommen zu Tante Katha, der Bruder zur Irmi. Vati heiratet wieder, holt die Kinder zu sich und hat zwei weitere Kinder mit der Stiefmutter. Helfer begibt sich auf eine berührende, wenn auch ergebnislose Spurensuche nach dem Wesen ihres Vaters. Sie findet keinen Zugang zu seinen Gedanken, seinen Träumen - er bleibt ihr auf eine tragische Weise fremd. Unbedingt zur Fortsetzung empfohlen. ( )