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Peter Ambros

Autor von Judisches Prag- Jewish Prague

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Die Deutschen sind so gute Träger ihrer Schuld, dass sie in vielen Bereichen wie in einer Nebelwoke agieren, ohne auch andere Schuld neben der ihren ansprechen zu können. Dieses Buch verschafft einen realistischen Blick auf die Tatsachen, auf eine Zeit, die für die meisten Deutschen ein großes Faszinosum war. Wer erinnert sich nicht an dieses Wort und den Rücktritt, den man geradezu berechenbar einkalkulieren konnte. Peter Ambros plädiert für die Aufarbeitung dieses Faszinosums, ohne Scheuklappen, z.B auch für Günter Grass.

Wer hat Günter Grass zum Täter gestempelt? Es war der Zeitgeist des wortreichen Schweigens! Ich frage mich, welche wunderbare, bewegende und viel überzeugendere Romanfigur der Nobelpreisträger Günter Grass hätte ins Leben rufen können, wenn sich sein Oskar Matzerath statt mit der Hitlerei mit der Lynchjustiz der polnischen Ex-Kollaborateure auseinandergesetzt hätte. (S. 190)

Er hätte ggf. erinnert an die Meute im befreiten Tschechoslowakei nach dem Kriegsende und wie diese mit jedem umging, der Deutsch sprach. Oder daran, wie in Lemberg Einwohner Verbrechen an jüdischen Mitbürgern begingen, die nach dem Einmarsch der Nazis vogelfrei waren.

Ungewöhnliche Worte und Quergedanken, die Deutschen immer noch schwerfallen: Ich wüsste gerne, warum die Dresdner und die Chemnitzer nicht die ganze Wahrheit über ihre Trauer um ihre zerstörten Städte aussprechen dürfen sollen, ohne dabei in ritualisierten geheuchelten Chören Coventry und Guernica zu erwähnen. (S. 190)

Ich glaube, dass wir anfangen sollten zu reden. Laut und kompromisslos. Und zu denken. (S, 191) Warum, kann man in diesem ungewöhnlich klaren Buch in diesen Fällen nachlesen: Der Fall Walser, Die Stunde Null, Lea Rosh, Kniefall von Warschau, Nachmann, Der Fall der Mauer, Mahnmal, Historikerstreit, Staat Israel, Herzog, Adorno, Lehren aus der Vergangenheit.

Mit dem Gedenken sollten wir aufhören. (S. 191) Diesem schönen rhetorischen Schlenker würde ich nie zustimmen, sonst aber sind alle sehr persönlich gehaltenen Erlebnisse Geschichte und Nachdenken pur über eine Zeit, die in Deutschland langsam wachsen musste und morgen hoffentlich so frei wird, alles anzusehen, anzusprechen, zu diskutieren, ohne gleich die Keule des jüdischen Gedenkens als Instrument zum Ausschalten von notwendigen Aussagen zu nutzen.
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Clu98 | Mar 6, 2023 |

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