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Werke von Hans von Dohnanyi

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Ein Hohelied der Liebe.

Für Hans von Dohnanyi gab es nur zwei Dinge im Leben: seine Familie und sein Vaterland.

Letzteres hatte ihn eingesperrt und eine Verbindung zu seiner geliebten Familie, an andere Verwandte und Freunde gab es ab April 1943 weitgehend nur noch über Briefe. Alle Texte von Dohnanyi wurden zensiert, sie richten sich also auf das rein Private. Das Ehepaar von Dohnanyi war sich einig in der Verachtung aller rechtsradikalen Tendenzen, Hans von Dohanyi entwickelte mit seiner Person und seinen Handlungen Widerstand gegen AH.

"Von März 1940 an bestand seine offizielle Aufgabe in dem für ihn geschaffene Referat ZB in der Sichtung und Aufbereitung der eingehenden außen- und militärpolitischen Nachrichten für Canaris. Aber Hans von Dohnanyis Stellung in der Zentrale des Nachrichtendienstes der Wehrmacht diente in Wirklichkeit der Tarnung von Vorbereitungen eines möglichen, von der Heeresführung getragenen Staatsstreiches.“ In einem 20-seitigen Vorwort erfahren wir die Hintergründe, die schließlich zur Inhaftierung führen und zu den dann aus der Haft geschriebenen Briefen an seine Frau, Verwandte und Freunde.

Diese Briefe werden aufgeschlüsselt nach den unterschiedlichen Stationen der Inhaftierung, mit erklärenden Texten zu den jeweiligen Stationen bzw. maßgebenden Hintergründen:

Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin (April - Mai 1943)
Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin (Juni - Juli 1943)
Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin (August - November 1943)
Chirurgische Abteilung der Charité ( November 1943 bis Januar 1944)
Krankenanstalt Berlin-Buch und Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin (Januar bis Mai 1944)
Infektionsabteilung des Reserve Lazaretts Potsdam (Mai bis August 1944)
Krankenrevier des KZ Sachsenhausen (August 1944 bis Januar 1945)
Gestapo-Hausgefängnis Prinz-Albrecht-Str. 8 (Februar bis März 1945)
Staatskrankenhaus der Polizei in Berlin und KZ Sachsenhausen (März bis 9. April 1945)

Selten habe ich schönere, hingebungsvollere, tiefere, einfach unvergleichliche Liebesbriefe gelesen als die in diesem Buch zusammengefassten. „Jedes dritte Wort, das ich vor mich hin spreche, fühle, denke, bist Du, seid Ihr, du und die Kinder!“ Es ist eine Sehnsucht, die ihn krank macht auf der einen Seite und doch Halt gibt auf der anderen.

„Was hast du jetzt zu tragen, du Tapfere, Liebe, über alles geliebte Frau Du! Jetzt in diesen schweren Zeiten, soll ich nicht bei euch sein, die ich freiwillig nie verlassen habe. Gebe Gott, dass der Untersuchungsführer Zeit hat, sich in meine, deine Lage hineinzudenken, dann wird es nicht lange dauern.“

Natürlich weiß Hans von Dohnanyi, dass alle seine Briefe gelesen werden und er spricht in ihnen sozusagen auch an das Mitgefühl seiner Wächter, sein Leid wird unermesslich, aber die Hoffnung leuchtet immer aus den Briefen und kreist um seine Frau und die Kinder. Er erfindet zusammen mit seiner Frau ein geheimes System mit angekreuzten Buchstaben in Büchern, um Nachrichten zu transportieren, er hofft und bangt, er schreibt das Hohelied der Liebe auf eine unvergleichliche Weise.

Das Nachwort seines Sohnes, Klaus von Dohnanyi, erklärt die Zusammenhänge seiner Eltern als einem politischen Paar nochmals treffend und in der Tat, sein Vater war ein mehr als mutiger Mann. „ Mut, sogar großer körperlicher Mut, muss und darf kein Gegensatz sein zur Empfindsamkeit des Herzens.“ (S. 312, Klaus von Dohnanyi)

5. November 2015
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Clu98 | Mar 3, 2023 |

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