Urs Mannhart
Autor von Luchs
Werke von Urs Mannhart
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Wissenswertes
- Geburtstag
- 1975-08-19
- Geschlecht
- male
- Nationalität
- Schweiz
Switzerland - Geburtsort
- Rohrbach, Bern, Schweiz
- Berufe
- Velokurier
Schriftsteller
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- Werke
- 4
- Mitglieder
- 22
- Beliebtheit
- #553,378
- Bewertung
- 3.8
- Rezensionen
- 2
- ISBNs
- 5
...sie zu ignorieren, würde gewinnen."
Zu Beginn 2 wichtige Dinge:
1: Bücher sind für mich wie Personen, sie leben und ich gebe den Büchern des secession-Verlages mehr als gerne die Hand. Hochwertige Verarbeitung von Buchdeckel, Fadenheftung, Stabilität, Layout, Zitate, Schriftgröße, Zeilendurchschuss, umfließender Seitenraum - alles ein Hochgenuss!
2: Nach einem Vergleich vor dem Handelsgericht in Zürich am 22. Juli 2015 stellte sich ein Plagiatsvorwurf gegen Mannhart bzw. diesen Roman als haltlos heraus. Der Kläger musste seine Klage zurückziehen und dem Verlag 20 000 Schweizer Franken Schadenersatz zahlen.
Kurzfassung des Inhaltes:
Der Reporter Steinhövel reist zu europäischen Orten im Jahr 1999 und beschreibt anhand von Geschichten/Reportagen die Zustände von Menschen, Umwelt und Entwicklungen an diesen Schauplätzen. Urs Mannhart: "Die ganze Handlung des Romans ist fiktiv, basiert aber auf wahren Begebenheiten – die Kriegsverbrechen zum Beispiel, die ich schildere, sind tatsächlich passiert."
Die emotionale Wirkung auf mich:
Die Decke der Zivilisation ist hauchdünn, fragil und fragwürdig. Europa als Topos so unsicher wie sein schwächstes Glied, sein ärmster Mensch, mit falscher Ausrüstung am verkehrten Ort. Neuzeit und Mittelalter, Antike und Fortschritt, Religion und Staat - alles erklärt sich durch Einzelschicksale, die unter die Haut gehen. Kaum hat man etwas erfasst, entgleitet es im Meer der unfasslichen Realitäten.
Texte, Geschichten:
Packend erzählt, man ist sofort drin in den Erzählsträngen, sparsame und doch tiefgehend seelische Skizzen leuchten, brennpunktartig verdichtet und höchst spannnend verarbeitet. Z.B. die Begegnung mit einem Hund auf Seite 311: "Niemals zuvor hatte ein Hund einen derart mächtigen Jubel in ihm ausgelöst."
7,5 Seiten
Auf 661 Seiten erleben wir 87 Handlungen, also 7,5 im Schnitt pro Geschichte. Kurz und so, dass maximal 21500 Zeichen pro Reportage einfließen (die Vorgabe seiner Redaktion), stehen wir mitten in stillen Sensationen, in Landschaften, eben noch schön und gleich ebenso böse, wir sind wie die Tastatur des Computers oder der Bleistift des Reporters Steinhövel, nahe dran an den Leiden eines aussterbenden Berufes, des schreibenden Reporters.
Die Leiden eines Reporters
Mit Peter Scholl-Latour wurde mir das zum ersten Mal klar: Wirklich gute Reporter machen sich nie gemein mit etwas, sie sind wie Leuchten, wenn sie gut sind, sie erhelllen, überlassen aber mir das Nachdenken. Und sie leiden in diesen Tagen, die Reporter, eingezwängt zwischen schmalen Honoraren, knappen Abgabeterminen, nicht existierenden Sozialabgaben, lächerlichen Pauschalspesen. Er läuft im Grunde als Bettler zwischen den Objekten und Menschen hin und her, ein Letzter seiner Art, abgelöst durch Allerweltreporter und den neuen Bildern von Handys und den Meinungen aller. Ein Relikt also, einer der Aussterbenden.
Europa ganz nah
Mehr als alle Theorie über Religionen und Staatsformen kommen wir in diesem Buch allen gelebten, absurden, verrückten Lebensweisen und Alltäglichkeiten des Europa auf die Spur. Spannend und hautnah!
24. Oktober 2015… (mehr)