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Rezensionen

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Amerika hat seine eigene Geschichte und die in diesem Buch ineinander verschlungenen Biografien zeigen die ganze Bandbreite der Möglichkeiten eines Landes, das Freiheit und Glück auf seine Fahnen geschrieben hat, Selbstbestimmung und die Chance, dass es jeder schaffen kann. Letzteres mag gestimmt haben, früher, heute driften die Einkommen und Bildungschancen soweit auseinander, dass die Spannung nicht mehr erträglich ist.

Besonders interessiert hat mich die Werdegang von Peter Thiel, der 1967 in Frankfurt geboren wurde. Er reiste mit seinen Eltern weit herum und besuchte unzählige Schulen, erhielt viele Eindrücke. Ein eher ruhiges, introrvertiertes Kind, hochbegabt und irgendwann mitten im Tsunami des Neuen Marktes. Er gründet mit einem Partner paypal und finanziert als einer der Anschubfinanziers Marc Zuckerberg bzw. Facebook, er wird Milliardär mit Ende 30. Peter Thiel interessiert sich insb. für die Zusammenarbeit von Menschen bzw. die Kernfrage, was besser nach vorne bringt: Konkurrenz oder Kooperation. Obwohl libertär denkend, also eine geringe Bevormundung durch den Staat wollend, glaubt er nur bedingt an den kompetitiven Kapitalismus. Er sieht ein Zusammenspiel aller Menschen bzw. ein Erkennen von schlechten Staaten oder Gruppen - u.a. über das Internet, also eine Emanzipation aller Menschen von Bevormundungen jeglicher Art. Paypal sollte im ursprünglichen Szenario Menschen unabhängig machen von Banken etc. Insgesamt eine interessante Sichtweise, die mir sehr viele neue Anregungen gab. Seine Ansicht über den Tod, den es zu vermeiden gilt, teile ich nicht. Trotzdem ist sein Standpunkt interessant, ich neige zu der Sichtweise Steve Jobs, der meinte, dass der nahende Tod erst Leistungen vollbringen lässt. Andererseits: wenn man unendlich Zeit hätte, wären immer neue Chancen für alle irgendwann soweit gerecht bzw. für alle fair, dass man seine ureigene Berufung entdecken würde.

Newt Gingrich ist ein Politiker durch und durch, seine Wort-Anweisungen für erfolgreiche politische Kommunikation lässt einen frieren. Bös und gut, dieser ewige Widerpart wird von rhetorischen Könnern wie ihn beherrscht, sie denken nicht mehr daran, etwas zu bewegen, neue Dimensionen zu zeigen, sondern nur noch an mediale Siege und NIederlagen - Politik in ihrer leersten Form. Es gelingt Gingrich nicht, Clinton zu stürzen, später wird dann klar, dass er selbst jahrelang ein Verhältnis zu einer jüngeren Mitarbeiterin hatte. Peter Thiel hält nichts von solchen Politikern, die nur mitschwimmen, aber nichts aktiv bewegen, keine Innovationen entwickeln.

Alle Staaten, die nicht flexibel bleiben, die sich zu sehr auf Größe und Tradition verlassen, scheitern irgendwann. Wie schon Aristoteles gesagt hat, kommt es darauf an, niemand zu mächtig werden zu lassen, weder durch Geld noch durch Gesetze bzw. Politiker. Vielleicht wäre es besser - wie dies N.N. Taleb in seinem Buch Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen empfiehlt -, wenn Politiker per Losvefahren gewählt würden, um Parteienküngel und Korruption vorzubeugen.

Dass die Wallstreet die Macht übernommen hat, Banken und Finanzkapital, es ist das Dilemma unserer Zeit, herkommend aus Amerika, der Tropf an dem wir alle hängen und der uns fluten wird, wenn wir nicht beginnen zu begreifen. Das einzige Wachstum, das ich sehe, liegt in der Kreativität von Menschen, die bislang in Sicherheit und Ruhe, in Tradition und Chancenglück gewogen wurden, ohne jemals begriffen zu haben, was Freiheit wirklich bedeutet.
 
Gekennzeichnet
Clu98 | 36 weitere Rezensionen | Mar 8, 2023 |