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Überleben in Ruinen
Harald Jähners große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit zeigt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt: etwa den "Umerzieher" Alfred Döblin, der das Vertrauen seiner Landsleute zu gewinnen suchte, oder Beate Uhse, die mit ihrem "Versandgeschäft für Ehehygiene" alle Vorstellungen von Sittlichkeit infrage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mythisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger. Das gesellschaftliche Panorama eines Jahrzehnts, das entscheidend war für die Deutschen und in vielem ganz anders, als wir oft glauben.… (mehr)
"Wolfszeit" finde ich einen irreleitenden Titel, obgleich es sich um einen Begriff der zeitgenössischen öffentlichen Debatte handelt. Das Buch erzählt über die Sozial- und Kulturgeschichte der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg bis ca 1955.
Und das ist wirklich gut gelungen. Besonders erhellend finde ich gleich die ersten Kapitel über das Trümmerwesen, das in manchen Städten zu einem Wirtschaftszweig wurde.
Dann sind da die wirklich komplizierten Wanderungs- und Fluchtbewegungen aus, innerhalb und nach Deutschland (so sind osteuropäische Juden nach Ende des Krieges gezielt NACH Deutschland geflohen, weil sie sich hier, unter dem Schutz der Amerikaner, sicher wähnten vor der Verfolgung in ihren Heimatländern (!). Innerdeutsche Migration, z.B. Sudetendeutsche in bayrischen Dörfern, war alles andere als konfliktfrei und führte offenbar beinahe zu einer Art Bürgerkrieg (kann man mal sehen, was für ein Phantasma die "Volksgemeinschaft" realiter war).
Hinzu kommen die großen Probleme der und mit den "Displaced Persons", deren verständliche Wut auf ihre deutschen Knechter sich teilweise in Gewalt und Selbstjustiz entlud usw.
In großer und absolut angemessener Breite widmet sich Jähner der Rolle der Frauen, die sich schon während des Krieges massiv verwandelt hatte: Sie waren es, die nun, neben den Kindern, auch noch die Jobs der Männer übernahmen, sich dabei völlig verausgabten, aber anderseits sehr selbstständig und -bewusst wurden, was für viele heimkehrende Gatten, die sich ohnehin schon als Verlierer des Krieges fühlten und schämten, schwer zu verkraften war.
Weitere interessante Kapitel widmen sich dem Schwarzmarktwesen, der Rolle Beate Uhses für den Wandel der Sexualmoral im Lande und dem bizarren Phänomen Wolfsburg als VW-Stadt, die vor 1945 so gar nicht existierte. Die Kapitel 9 und 10 widmen sich mehr der kulturgeschichtlichen Seite dieser Zeit, die auch interessant, aber nicht ganz so anschaulich erzählt ist wie die anderen Kapitel.
Wirklich sehr empfehlenswert, ich habe sehr vieles erfahren, was ich noch nicht wusste. Ansprechend vorgelesen von Alexander Gamnitzer. ( )
Die Informationen stammen von der englischen "Wissenswertes"-Seite.Ändern, um den Eintrag der eigenen Sprache anzupassen.
On 18 March 1952 the Neue Zeitung published an article by the author and editor Kurt Kusenberg entitled NOTHING CAN BE TAKEN FOR GRANTED: PRAISE FOR A TIME OF MISERY. (Preface)
Zitate
Letzte Worte
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Perhaps Jaspers's lessons, intended for a fragmented, conflict-prone country, deserve to be learned by us all.
Literaturhinweise zu diesem Werk aus externen Quellen.
Wikipedia auf Englisch
Keine
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Überleben in Ruinen
Harald Jähners große Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit zeigt die Deutschen in ihrer ganzen Vielfalt: etwa den "Umerzieher" Alfred Döblin, der das Vertrauen seiner Landsleute zu gewinnen suchte, oder Beate Uhse, die mit ihrem "Versandgeschäft für Ehehygiene" alle Vorstellungen von Sittlichkeit infrage stellte; aber auch die namenlosen Schwarzmarkthändler, in den Taschen die mythisch aufgeladenen Lucky Strikes, oder die stilsicheren Hausfrauen am nicht weniger symbolhaften Nierentisch der anbrechenden Fünfziger. Das gesellschaftliche Panorama eines Jahrzehnts, das entscheidend war für die Deutschen und in vielem ganz anders, als wir oft glauben.
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▾Beschreibung von LibraryThing-Mitgliedern
Buchbeschreibung
Anschaulich und detailreich erzählt der Autor vom Alltag und Lebensgefühl der Deutschen nach dem Ende des Weltkriegs, von den Überlebenskämpfen in den zerstörten Städten, vom schwierigen Umgang mit der Vergangenheit, aber ebenso von Vergnügungen und einer unbändigen Lust auf Zukunft.
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Und das ist wirklich gut gelungen. Besonders erhellend finde ich gleich die ersten Kapitel über das Trümmerwesen, das in manchen Städten zu einem Wirtschaftszweig wurde.
Dann sind da die wirklich komplizierten Wanderungs- und Fluchtbewegungen aus, innerhalb und nach Deutschland (so sind osteuropäische Juden nach Ende des Krieges gezielt NACH Deutschland geflohen, weil sie sich hier, unter dem Schutz der Amerikaner, sicher wähnten vor der Verfolgung in ihren Heimatländern (!). Innerdeutsche Migration, z.B. Sudetendeutsche in bayrischen Dörfern, war alles andere als konfliktfrei und führte offenbar beinahe zu einer Art Bürgerkrieg (kann man mal sehen, was für ein Phantasma die "Volksgemeinschaft" realiter war).
Hinzu kommen die großen Probleme der und mit den "Displaced Persons", deren verständliche Wut auf ihre deutschen Knechter sich teilweise in Gewalt und Selbstjustiz entlud usw.
In großer und absolut angemessener Breite widmet sich Jähner der Rolle der Frauen, die sich schon während des Krieges massiv verwandelt hatte: Sie waren es, die nun, neben den Kindern, auch noch die Jobs der Männer übernahmen, sich dabei völlig verausgabten, aber anderseits sehr selbstständig und -bewusst wurden, was für viele heimkehrende Gatten, die sich ohnehin schon als Verlierer des Krieges fühlten und schämten, schwer zu verkraften war.
Weitere interessante Kapitel widmen sich dem Schwarzmarktwesen, der Rolle Beate Uhses für den Wandel der Sexualmoral im Lande und dem bizarren Phänomen Wolfsburg als VW-Stadt, die vor 1945 so gar nicht existierte. Die Kapitel 9 und 10 widmen sich mehr der kulturgeschichtlichen Seite dieser Zeit, die auch interessant, aber nicht ganz so anschaulich erzählt ist wie die anderen Kapitel.
Wirklich sehr empfehlenswert, ich habe sehr vieles erfahren, was ich noch nicht wusste. Ansprechend vorgelesen von Alexander Gamnitzer. (