Tahar Ben Jelloun

«Papa, was ist ein Fremder? Wieso haben manche Menschen schwarze Haut und andere Menschen weiße Haut? Sind Ausländer anders als wir? Ist Rassismus normal? Könnte auch ich zu einer Rassistin werden? Was können wir denn tun, damit die Menschen einander nicht hassen, sondern gern haben?» Diese und andere schwierige Fragen stellt die zehnjährige Mérièm ihrem Vater, dem berühmten französisch-maghrebinischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun. Und der Vater erklärt der Tochter in einem einfachen und anschaulichen Gespräch, wie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus entstehen und welche Folgen sie haben: wie Vorurteile in Diskriminierungen münden können; wann Rassismus und Kolonialismus zu Sklaverei und Völkermord geführt haben; aber auch, dass niemand als Rassist geboren, sondern erst durch die Verhältnisse dazu gemacht wird.(amazon)… (mehr)

Nachdem er nach seinem Studium keinen Job findet, vegetiert Azz El Arab, genannt Azel, in Tanger dahin. Zwischen Kleinkriminalität, oberflächlichem Sex, islamistischen Rekrutierungsversuchen und Drogenkonsum ist er besessen davon, den Sprung nach Europa zu schaffen, um dort ein besseres Leben zu führen. Schließlich gelangt er als Gespiele eines homosexuellen Künstlers nach Spanien, wo seine Träume und Hoffnungen der Realität nicht standhalten können.

Wie Azel geht es einer ganzen Generation junger Marrokaner. Tahar Ben Jelloun hat ihnen diesen Roman gewidmet. Er schildert nicht nur Azels Flucht, sondern die Erfahrungen und Erlebnisse Dutzender Personen, deren Lebenswege sich mit dem Azels kreuzen. Ben Jelloun hat so ein Mosaik persönlicher Schicksale zum Thema Wirtschaftsmigration geschaffen.

Sehr treffend analysiert Ben Jelloun die Hoffnungen junger Marrokaner nach Europa zu gelangen, die er mehr als Obession denn als Notwendigkeit begreift. Er beleuchtet die Hintergründe ihrer Wirtschaftsmigration und verdeutlicht zugleich deren Sinnlosigkeit. Mit "Verlassen" hat Ben Jelloun ein brennendes Thema unserer Zeit aufgegriffen und meisterhaft umgesetzt.… (mehr)

In der Folge des gescheiterteten Putsches von Skhirat gegen König Hassan II. im Jahr 1971 wird im marokkanischen Tazmamart ein Gefangenenlager geschaffen. 58 Offiziere werden in teilweise unterirdischen Zellen, welche nicht einmal mannshoch sind, bei mangelhafter Verpflegung und fehlender ärztlicher Versorgung in unmenschlichsten Bedingungen über 20 Jahre lang gefangen gehalten. Tahat Ben Jelloun schildert aus der Perspektive eines Gefangenen das jahrzehntelange Dahinsiechen und Sterben im Verlies von Tazmamart und gibt damit den Opfern dieser grausamen Bestrafung und der himmelschreienden Menschenrechtsverletzungen Sprache und Gesicht.

Tahar Ben Jelloun hat ein enorm wichtiges Buch zur marokkanischen Vergangenheitsbewältigung geschaffen, welches den Leser von der ersten Minute an fesselt und bedrückt. Beeindruckend sind die Schilderungen des menschlichen Leidens aber auch der Gegenstrategien mit denen die Inhaftierten auf psychischer Ebene dem Elend zu entkommen versuchen. Taher Ben Jelloun zeigt den Wert des Lebens selbst am dunklesten Ort der Erde und lässt den Leser nicht nur am Leid sondern auch am erlebten kleinen Glück der Häftlinge in Form von Gesprächen oder Vogelgezwitscher teilhaben.… (mehr)