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Über den Autor

Michael Hauskeller is Professor of Philosophy at the University of Liverpool, UK.

Werke von Michael Hauskeller

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Jonathan Swift and philosophy (2017) — Mitwirkender — 2 Exemplare

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Gebräuchlichste Namensform
Hauskeller, Michael
Geschlecht
male

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Rezensionen

Dieses Buch schafft es, in kurzen, verdichteten Essays 16 Positionen zu skizzieren: i.e. Platon, Aristoteles, Mittelalter, Renaissance, Kant, Schiller, Schopenhauer, Hegel, Rosenkranz, Croce, Benjamin, Heidegger, Adorno, Goodman, Lyotard, Danto. Die Auswahl spitzt zu und selbstverständlich grenzt sie aus. Es gibt eine Vielzahl weiterer Deutungsmöglichkeiten, ja geradezu ins Unendliche gehend. Die Inhalte der 16 "Kunstsachverständigen" bearbeitet der Autor so: "Ich habe mich also darum bemüht, diesen philosophischen Kern von seinen wortreichen Schalen zu befreien, um von dort aus das jeweilige Kunstverständnis begreiflich zu machen." Michael Hauskeller gelingt dieses Seltene! Er macht Lust auf die Theorien dahinter. Dabei muss ich gestehen, dass ich auch nach mehrmaligem Lesen die komplizierten Gedanken von Heidegger nicht fassen konnte, sie verwesten beim Lesen schon in meinen Gedanken.

Platon:
Kunst muss das rechte Leben lehren: Kontrolle der Leidenschaften, tugendhaft leben, Streben nach Wahrheit.

Aristoteles:
Kunst ahmt nach, erzeugt den Schein der Nähe, sie bereitet Freude und trägt zum menschlichen Glück bei.

Mittelalter:
Darstellung des nichtsichtbaren Himmelreiches über Jesus, Gott, Maria etc. (im alten Testament besteht Bilderverbot, Kampf der Bilderstürmer im 8. und 9. Jahrhundert), in der Gotik Sieg des Lichtes, Erhebung über das Stoffliche. Kunst steht im Dienst der Religion.

Renaissance:
befreit sich vom Gängelband der Religion. Abbildung der Fülle natürlicher Erscheinungen naturgetreu, Erfassung der Gestzmäßigkeit der Dinge. Die Kunst zeigt die Fähigkeiten des Menschen und damit seine Unverwechselbarkeit.

Kant:
Betonung des Geniehaften: "Genie ist das Talent, welches der Kunst die Regel gibt." Kunst ist eine Anschauung, die sich niemals begrifflich zuordnen lässt, selbst der Erschaffer als Genie weiß niemals genau, warum die Zusammenhänge eines Kunstwerkes in im reifen und zum Ausdruck kommen.

Schiller:
Betonung des Spielerischen. "Im physischen Zustand erleiden wir die Macht der Natur, im moralischen beherrschen wir sie, im ästhetischen (der Schönheit) aber entledigen wir uns dieser Macht und werden frei. Hier schafft der künstlerische Mensch eigene, über der Wirklichkeit liegende Räume der Freude. "Mitten in dem furchtbaren Reich der Kräfte und mitten in dem heiligen Reich der Gesetze baut der ästhetische Bildungstrieb unvermerkt an einem dritten, fröhlichen Reiche des Spiels und des Scheins, worin er dem Menschen die Fesseln aller Verhältnisse abnimmt und ihn von allem, was Zwang heißt, sowohl im Physischen als im Moralischen entbindet."

Schopenhauer:
Gequälter Mensch findet Ruhe in der Kunst. "Er erfährt so, was es heißt, ohne Willen zu sein, allem Leiden enthoben, ein klares Weltauge, allerdings nur für Augenblicke, bis ihn das Leben wieder einholt."

Hegel:
Im Unterschied zu Schopenhauer (alle Erscheinungen sind Wille) sind für Hegel alle Erscheinungen Geist, der sich konsequent von der Unbewusstheit belebter Materie hin zum umfassenden Erkennen, der Geistigkeit entwickelt. Je mehr sich das sinnlich Erfassbare vom Geistigen durchzogen darstellt, umso schöner ist es. "Die Schönheit eines Dings ist immer eine Funktion seiner in Erscheinung tretenden Geistigkeit."

Rosenkranz:
Im Unterschied zu Hegel sieht er den Nachteil einer Kunst, die nur das Schöne sehen will. Sie beraubt sich wesentlicher Aussagekräfte und verkommt zum rein Ornamentalen. Er schreibt "Die Ästhetik des Hässlichen." Kunst soll zeigen, was ist, aber stets auf der Folie des, was sein sollte.

Croce:
Kunst ist der Ausdruck intutiver Erkenntnis, die den Künstler schon in der sensiblen Wahrnehmung von anderen unterscheidet, er hat eine überragende Vorstellungskraft, geäußert durch Klarheit seiner Gedanken, die gleichzeitig in eine Klarheit der Ausdruckskraft fließt. Alle Kunst ist Ausdruck und aller Ausdruck Kunst. Der Weg wird frei für Dadaismus und Josef Beuys Aussage: Jeder ist ein Künstler. Alle Kunst als gelungener individueller Ausdruck ist schön, es gibt nichts Hässliches.

Benjamin:
Integriert neue Techniken in die Kunstbetrachtung: "Die Kunst im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit." Kunst verliert ihre Aura, sie entwickelt Schockwirkungen, um den Betrachter aufzurütteln, sie kann vom faschistischen Denken, Agieren befreien. Dass Film und Fernsehen auch einlullen könnten, beruhigen und den Geist auslöschen, hat Benjamin nicht gesehen.

Heidegger:
Kunstwerke sind wie alles Seiende auch ein Ding, dessen geistige Hervorbringung Schönheit impliziert, danach beginnt diese (verschlossene) Wahrheit zu verwesen. "Es errichtet keine Welt mehr, lichtet keine Erde: das Geschehnis der Wahrheit ist vergangen."

Adorno:
Seine Überlegungen stehen im Zeichen von Auschwitz. Kunst verweist auf die Aktualität, auf die Mangelhaftigkeit, in der kein Glück von Dauer ist. Kunst sehnt sich nach einer besseren Welt, ist Mahner, der antreibt. "Um das Leiden an der Wirklichkeit und die Sehnsucht nach ihrer Veränderung nicht zu schwächen, darf Kunst nicht in den geringsten Anschein von Versöhnung erwecken." Sie ist immer im Abwehrkampf zur Gesellschaft, unverständlich, dunkel und mahnend.

Goodman:
Kunst erschafft die aktuelle Welt, ist die Kraft, wie wir sie sehen, ändern und gestalten. "Die ästhetische Einstellung ist ruhelos, wissbegierig, prüfend - sie ist weniger Einstellung als vielmehr Handlung: Schöpfung und Neuschöpfung." Kunst ist zunehmendes Verstehen aller, in Repräsentation, Exemplifikation und Ausdruck.

Lyotard:
Kunst muss aus der Fassung bringen, indem sie das Bewusstsein mit der Ursprünglichkeit der Dinge konfrontiert, dem nackten jeder Bestimmung vorausgehenden Sein. Tod, Einsamkeit und Hass - sie werden uns durch Kunst vermittelt, um uns gleichzeitig mehr dem Leben, dem Jetzt, zuzuwenden.

Danto:
Ein Kunstwerk hängt nicht von seiner materiellen Beschaffenheit ab, sondern von seiner Aussagefähigkeit. "Die Reißnägel an meiner Wand mögen nützlich sein, sogar schön, aber sie sind nicht dort, um etwas zu bedeuten, und so bedeuten sie auch nichts." Kunst wird also vom Erschaffer durch bestimme Codes und Intentionen dazu erhoben.

Übergreifend zu allem mag ich diese Feststellung von Robert Schumann am meisten: Licht senden in die Tiefe des menschlichen Herzens - des Künstlers Beruf.
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Clu98 | Apr 24, 2023 |

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