Sönke Neitzel

In dem Buch werden Abhörprotokolle deutscher Wehrmachtssoldaten in Gefangenschaft analysiert. Die Soldaten sprechen über ihre Erlebnisse und da sie unter „Gleichgesinnten“ sind, sind die Aussagen drastisch und ungeschminkt. Die Herangehensweise der Forscher mit der Referenzrahmenanalyse überzeugt mich komplett. Es wird völlig klar, dass das Wertesystem der Soldaten ein in sich stimmiges war- aber eben unvorstellbar anders, als wir uns das vorstellen können. Über bestialischste Dinge (Vergewaltigungen, Erschießungen) wird mit völligem Gleichmut gesprochen. Es ist ersichtlich, dass der gemeinsame Referenzrahmen der Soldaten hier nahezu einheitlich keine ethische Wertung vorsieht. Ich habe das Buch im zweiten Drittel irgendwann einmal unterbrochen, weil ich es einfach nicht mehr lesen konnte. Das Buch ist super interessant, eine ausgezeichnete Forschungsarbeit, aber es zieht einen auch sehr herunter. Ich kenne zufällig, wie ich bei der Lektüre entdeckt habe, einen der beteiligten Forscher, der in diesem Kontext seine Dissertation geschrieben hat.… (mehr)