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Nach einem gewaltsamen Putsch wird von christlichen Fundamentalisten die Verfassung der Vereinigten Staaten außer Kraft gesetzt und ein totalitärer Gottesstaat, die Republik Gilead, entsteht. Die Bürgerrechte, insbesondere die Frauenrechte, werden beschnitten und eine puritanisch-patriarchialische Gesellschaft wird geschaffen. Die Ich-Erzählerin Desfred, eine der wenigen nicht-sterilen Frauen, dient als "Magd". Ihre einzige Aufgabe ist die Fortpflanzung, wobei der Akt an sich seiner erotisch-amorösen Komponente beraubt wird und als rein religiös Zeremonie und Pflichtaufgabe stattfindet.

Atwood dystopischer Roman ist vielfach langatmig, trifft dabei aber wohl gewollt die in der Republik Gilead vorherrschende Grundstimmung. Die Autorin verstrickt sich in langen Beschreibungen unwichtiger Details, bleibt aber gerade dort vage, wo sich der Leser Aufklärung oder Hintergrundinformationen wünscht. Der Handlungsstrang wird durch zahlreiche Rückblenden in die Zeit vor die Machtübernahme beziehungsweise Desfreds Ausbildung zur Magd unterbrochen.

Was die geschilderte dystopische Gesellschaft betrifft, vermag Atwoods Vision nur oberflächlich zu überzeugen, vieles scheint nicht ganz durchdacht und wenig plausibel. Auch hinsichtlich der gegen das Regime kämpfenden Widerstandsgruppe hat Atwood keine neuen Ideen, sie verpflanzt einfach die sogenannte "Underground Railroad" aus der Zeit der Sklavenbefreiung in ihr dystopisches Gilead.
 
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schmechi | 1,143 weitere Rezensionen | Dec 2, 2020 |
Wieder hat die kanadische Autorin ein Zukunftsszenario (s. "Die Geschichte von Zeb", ID-A 20/14) entworfen: um Arbeitslosigkeit und Kriminalität zu entgehen, nehmen Stan und Charmaine das Angebot an, hinter den Mauern der Stadt Consilience/Positron einen Neuanfang starten zu können. Was heißt, sie verbringen einen Monat in einem Haus in Consilience, gehen dem ihnen zugewiesenen Job nach, verbringen danach einen Monat im Gefängnis in Positron, erledigen dort eine andere Arbeit. Ihr Haus wird unterdessen von Tauschpartnern bewohnt. Dass Charmaine in ihrem Job Menschen per Spritze hinrichtet, verursacht ihr wenig Skrupel, bis eines Tages, bedingt durch amouröse Verwicklungen, Stan vor ihr liegt. Aber Stan und Charmaine sind nur Figuren in einem abgekarteten Spiel. Der Roman kann als Parabel gelesen werden, die die Erkenntnis, z.B. über menschliche Profitgier oder die allzu leichte Manipulierbarkeit des menschlichen Denkens und Fühlens beinhaltet. Die Brillanz ihrer Kurzgeschichten ("Die steinerne Matratze", ID-A 51/16) erreicht die Autorin hier nicht, dennoch eine unterhaltsame Lektüre mit Anspruch.½
 
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Cornelia16 | 149 weitere Rezensionen | Nov 9, 2020 |
Sehr spannend geschriebene Novelle über den Aufbau und Fall eines absolutistischen Systems. Leider ist der Schluß zu knapp geworden und passt nicht zum detaillierten Hauptteil.
 
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aquarius | 222 weitere Rezensionen | Jun 14, 2020 |
In der „Penelopiade“ von Margaret Atwood geht es um Penelope, ihre zwölf Mägde und deren Schicksal. Der Mythos wird hier aus Penelopes Perspektive neu erzählt mit dem Fokus darauf, hinter die Kulissen der „Odyssee“ zu blicken und Verborgenes zu entdecken.
Atwood kratzt hier beharrlich am Image Odysseus, der in dieser Neuinterpretation zwar als liebender Ehemann, aber weniger schillernd, schlau und ehrenhaft da steht.
Penelopes Erzählung rankt sich um Betrug, Verblendung, und Ungerechtigkeiten, immer wieder unterbrochen durch Choräle der zwölf Mägde, die manches Mal an der Geschichte Penelopes zweifeln lassen.

Leider war mir Penelope mit ihrer immerwährenden Eifersucht auf Helena und ihrem ewigen Jammern schnell über, wirkte manches Mal dümmlich und naiv und konnte leider nicht wirklich Sympathien bei mir wecken. Sie blieb distanziert und in ihrer Gefühlswelt unerreichbar für mich.
Alles in allem hat mich „Die Penelopiade“ gut unterhalten, ich hatte allerdings irgendwie mehr erwartet.
 
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AngelWitch | 256 weitere Rezensionen | May 26, 2020 |
Ich kannte von Margaret Atwoods „Der Report der Magd“ noch nicht und habe es daher noch vor diesem Buch gelesen – und das war gut so, denn sonst wäre es wohl sehr schwierig geworden. Am Ende des Vorgängerbandes sind sehr viele Fragen offengeblieben, die Atwood nun, nach 35 Jahren, beantworten wollte. Auch dieses Mal ist der Schreibstil flüssig zu lesen, die Atmosphäre aber bleibt bedrückend und düster.
Es sind eine Reihe von Jahren vergangen und nun berichten drei Erzählerinnen aus ihrer Sicht über den totalitären Schreckensstaat Gilead. Tante Lydia kennen wir ja schon aus dem Vorgängerband. Die beiden andere sind Agnes, die in besseren Kreisen in Gilead aufwächst und Daisy, die in Toronto aufwächst. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt in Gilead.
Diese unterschiedlichen Sichtweisen ermöglichen einen guten und tiefergehenden Einblick in die Verhältnisse von Gilead und es werden offene Fragen aus dem Vorgängerband beantwortet. Ich habe mich gefragt, wie gebildete Menschen sich einfach so in diesem Regime unterordnen konnten. Das ist mir bei Desfred im vorigen Buch so ergangen und auch jetzt wieder bei Lydias Sicht. Aber um am Leben zu bleiben, wird man wahrscheinlich vieles tun. Die nachfolgenden Generationen denken schon ganz anders, da sie ein anderes Leben nie kennen gelernt haben. Die Frauen finden Wege sich in dem System einzurichten, auch wenn ihnen ihre Rechte abgesprochen sind.
Alle sind in diesem System gefangen und müssen sich unterordnen, ganz gleich, in welcher Position sie sich befinden. Aber wenn man die Sicht der Protagonisten kennenlernt, betrachtet man das System nicht mehr ganz so schlecht. Das Leben bietet nicht nur schwarz und weiß, es gibt doch eine Menge Grautöne.
Obwohl sich in diesem Roman so vieles klärt, hat mir „Der Report der Magd“ dennoch besser gefallen.
Auch dieses Buch macht mich wieder wütend, denn ich finde die Geschichte auch weiterhin sehr bedrückend.½
 
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buecherwurm1310 | 222 weitere Rezensionen | Oct 12, 2019 |
Dieses Buch wurde bereits 1985 geschrieben und ist immer noch aktuell. Frauen haben dafür gekämpft, dass sie gleichberechtigt sind. Nicht alles war geschafft, aber wir befanden uns auf einem guten Weg. Doch in letzter Zeit wendet verändert sich diese Entwicklung und orientiert sich rückwärts. Es ist erschreckend.
Aber genauso erschreckend ist es, was Desfred in der Republik Gilead erlebt. Man hatte sie vor eine Wahl gestellt, die kaum eine war. Entweder sie wurde an der Mauer gehenkt oder sie fügt sich in das Leben als Magd. Als Magd hat sie Kinder zu gebären für Frauen, denen es nicht möglich ist, ein Kind auszutragen. Nur dafür ist sie da, ansonsten hat sie keine Rechte. Alles in Gilead ist Regeln unterworfen und diese Regeln verbieten Frauen, dass sie Lesen und Schreiben dürfen. Sie müssen seltsame Kleidung tragen, an der man erkennen kann, was sie sind und die den Blick einschränkt. Es gibt Wächter, Tanten, Marthas und Mägde. Aber eines kann man nicht verhindern, dass Frauen denken.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, die Atmosphäre aber bedrückend und düster. Wir erfahren diese Geschichte aus der Perspektive von Desfred. Sie hat nicht viel zu tun und daher Zeit, Zeit zum Nachdenken. Ihre Gedanken schweifen immer wieder ab in die Zeit vor Gilead, als sie noch über sich selbst bestimmen konnte und Mann und Kind hatte. Diese Gedanken sind nüchtern und sehr sprunghaft. Die Charaktere blieben mir zu fremd, als dass ich hätte mit ihnen fühlen können.
Auch wenn ich finde, dass das Buch Längen hat, so war es durchaus auch spannend. Das Ende lässt einen etwas ratlos zurück, denn es bleibt vieles offen.
Es ist eine bedrückende Geschichte über eine Gesellschaft, die totalitär und patriarchalisch geprägt ist und mich eigentlich nur wütend gemacht hat.½
 
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buecherwurm1310 | 1,143 weitere Rezensionen | Oct 9, 2019 |
 
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jc_b | 149 weitere Rezensionen | Apr 4, 2018 |
Die Originalausgabe erschien 1985 und hat an Aktualität bis heute nicht verloren!

Das Buch ist erschreckend real, da man sich, gerade in der heutigen Welt, sehr gut vorstellen kann, wie im Untergrund schleichend ein Putsch vorbereitet wird, den man zwar irgendwie spürt, aber nicht wahrhaben will und dann ist plötzlich von heute auf morgen das Grauen die neue Wirklichkeit. Ein Grauen, so wie Gilead!

Ein totalitärer und auf religiös fantatische Grundlage gegründeter Staat, in dem Frauen wieder zu ihrer "ursprünglichen" Aufgabe zurückgedrängt wurden. Sie sind entweder Unfrauen (Frauen, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind und in Kolonien u.a. kontaminierten Müll sortieren), Ehefrauen (sie haben "Glück" gehabt), Tanten (ältere Frauen, sie bilden Mägde aus), Marthas (Dienerinnen, Köchinen) oder eben Mägde, so wie Desfred aus dieser Geschichte. Sie ist eine Magd. Sie ist einzig und allein dazu da, für die Ehefrau ein Kind zu gebären. Ein Kind, das mit dem Ehemann, dem Kommandanten, gezeugt wird. Desfred ist eine der wenigen fruchtbaren Frauen in Gilead und hat die "Ehre", für ihren Haushalt und die neue Republik neue und gesunde Kinder zu zeugen, in der sich Frauen dem Mann absolut unterzuordnen haben.

Als Leser verfolgt man eine Geschichte aus Desfreds Perspektive und weiß somit nur so viel, wie die Magd selbst. Als Ich-Erzählerin berichtet sie aus ihrem jetzigen Leben als Magd sowie in Rückblicken aus ihrer Vergangenheit, als das Leben noch so war, wie wir Leser es kennen. Als noch alle Frauen heiraten durften, wenn sie wollten. Als ihnen für Ausbildung die Türen offenstanden, sie einer Arbeit nachgehen, Geld verdienen, Familien gründen, Eigentum besitzen und sich das Leben so gestalten durften, wie sie es für richtig hielten. Damals hieß Desfred anders. Doch so langsam verblasst ihre Erinnerung an ihr früheres Leben, an ihren Mann und ihr Kind, auch an ihre versuchte Flucht. Jetzt ist sie nur noch Eigentum von (des) Fred --> eine Desfred.

Zunehmend verstört verfolgte ich diesen Bericht. Ein immenses Unbehagen befiel mich, da Atwoods Sprachstil leicht distanziert ist, deswegen aber umso grausamer. Nach und nach entfaltet sich die gesamte brutale Wirklichkeit, in der es augenscheinlich keine Freude, Liebe, Heiterkeit und Leichtigkeit und ebenso kein Entkommen gibt. Eines Tages jedoch flackert ein kleines Fünkchen Hoffnung, das sich "Mayday" nennt...

Das Ende bildet ein Anhang zum Buch und ließ mich etwas erleichterter zurück. Auch wenn nicht ganz eindeutig geklärt ist, wie Desfreds Geschichte endet, hat es mir gereicht, um mir eine positive Entwicklung vorstellen zu können

Fazit:
Ein Buch, das mächtig unter die Haut geht! Ein Buch, das man als Frau nicht so leicht vergisst, insbesondere nicht, wenn man in manchen Parteiprogrammen liest, was sich diese so für die Zukunft der Frau ausgedacht haben und vorstellen könnten...
 
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monerlS | 1,143 weitere Rezensionen | Nov 15, 2017 |
Wenn man bedenkt, dass das Buch schon 2003 erschienen ist, ist vieles davon erschreckend aktuell. Gerade die Entwicklung des Internets konnte Margaret Atwood sehr gut vorher sehen, obwohl es 2003 noch keine Smartphones gab und vieles im Wesentlichen noch in den Kinderschuhen steckte. Manches wirkt für einen Zukunftsroman aber auch veraltet, zum Beispiel die CDs im Kinderzimmer. Grundsätzlich ist es sicher heute nicht einfach, einen Zukunftsroman zu schreiben. Hier handelt es sich um einen dystopischen Roman, in dem die Menschheit im Wesentlichen ausgerottet ist und durch genetisch veränderte, "bessere" Menschen ersetzt wurde, die Craker. Das Buch ist spannend und interessant, wenn auch nicht immer einfach zu lesen.½
 
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Wassilissa | 536 weitere Rezensionen | Nov 7, 2017 |
Endlich wieder ein Buch, das mich begeistert hat. Die Qualitäten, die ich darin entdecke, machen mir bewusst, was ich in so vielen anderen Büchern und an so vielen anderen Romanfiguren vermisse.

Der Roman erzählt von der etwa fünfzigjährigen Malerin Elaine, die anlässlich einer Ausstellung ihrer Bilder seit langer Zeit wieder in ihrer Heimatstadt Toronto ist. Wobei die Stadt erst zu ihrer Heimat wird, als sie sechs Jahre alt ist und das Nomadenleben mit ihren als Insektenforschern arbeitenden Eltern aufgibt, irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg.
Ihre unschuldig-magische Welt mit ihrem Bruder als engstem Verbündeten muss sie eintauschen gegen ein Leben mit gesellschaftlichen Normen und Beziehungsgeflechten zu Gleichaltrigen, Lehrern, Nachbarn.

Eine herausragende Stellung darin nimmt ihre beste Freundin Cordelia ein. Vertraute und gleichzeitig auf vorsexuelle Art sadistische Täterin, bestimmt sie über Jahre das Gefühlsleben der Ich-Erzählerin. Jedes Kapitel beginnt mit der heutigen Elaine, und fasst dann den Handlungsstrang ihres jugendlichen Ichs auf.

Großartig fand ich daran vor allem das reiche Innenleben der Figuren, die Assoziationen, Träume, geheimen Welten von Kindern, die als reicher dargestellt werden als die von Erwachsenen.
Die Schilderungen von Verlust (der Eltern, des Bruders, der Vertrautheit und Faszination der Kindheit, von so vielem anderen) sind schmerzhaft direkt und erlebbar. Und obwohl das Buch nicht traurig im eigentlichen Sinne ist, ist der Grundton melancholisch - gekappte Erinnerungen, abgebrochene Pfade, abgerissene Gebäude.

Verwundert hat mich auch, dass viele angesprochene Themen überraschend aktuell sind. Aber das nur als Randnotiz, das Buch ist auch so sehr gut.

Möglich aber, dass man als jüngerer Mensch viele der angesprochenen Gefühle und Gedanken nicht teilen kann.
Trotzdem, absolut empfehlenswert.½
 
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Tangotango | 161 weitere Rezensionen | Feb 18, 2017 |
Zeb war immer der kleinere Bruder von Adam. Und doch war er so anders als dieser. Rebellisch, aufbrausend, mit einem ganz eigenen Kopf. Der gemeinsame Kampf gegen ihren eigenen Vater schweißt die Brüder dennoch zusammen. Für Zeb beginnt eine Zeit des Versteckens und Weglaufens, während Adam sich um andere Dinge kümmert und die Gärtnergemeinschaft gründet. Am Ende seiner Geschichte ist er bei Toby angekommen, die seine Erzählung begierig aufnimmt, denn die Craker wollen jeden Abend eine weitere Episode aus dem Leben des Zeb hören.
Sie werden niemals müde zu fragen, wer sie erschaffen hat und woher sie kommen. Und auch, wenn es manchmal schwierig ist, so leben doch die Craker, einige übrig gebliebene Gärtner und Wissenschaftler Seite an Seite zusammen. Doch sie sind nicht die einzigen Überlebenden und so birgt doch selbst das Ende der Menschheit, wie Crake es sich vorgestellt hat, immer noch Gefahren.

Magaret Atwood bringt mit der Geschichte von Zeb ihre Trilogie zu einem ruhigen, ja fast besonnenen Ende.
Der Fokus der Handlung liegt wie auch schon in den vorangegangenen Bänden in den Hintergründen der handelnden Figuren.
Im ersten Band erfuhr der Leser etwas über Oryx und Crake und wie es dazu kam, dass die Welt unterging.
Im zweiten Band waren es die Gärtner und vorrangig ihre weiblichen Akteure, die durch die Autorin einen Raum bekamen, ihre Geschichte zu erzählen.
Hier im letzten Band ist es nun der geheimnisvolle Zeb, der Bruder von Adam Eins, dessen Geschichte erzählt wird. Wie er in dem Versuch seinem Vater zu entkommen immer wieder neue Identitäten annehmen muss. Er lebt ein Leben voller Verwandlung und Neuerungen. Und trotz seiner harten Schale ist er ein weicher Mann, der am Ende der Zeit endlich an seinem emotionalen Ziel angelangt zu sein scheint.
Diese Verknüpfungen aus individueller Vergangenheit und aktuellem Handlungsgeschehen, in das sämtliche Figuren involviert sind, ist es, was diese Bücher so besonders macht. Hier sind nicht eine zufällige Ansammlung von Menschen am Agieren, sondern einzelne bekommen ein Gesicht, einen Charakter und vor allem eine Stimme. Sie wachsen dem Leser ans Herz. Auch das Szenario an sich, also der Weltuntergang, ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Atwood beschreibt nur eine von vielen Möglichkeiten, wie sich die Menschheit eines Tages selbst zu Grunde richten wird. So könnte die beschriebene Geschichte durchaus Wirklichkeit werden und wirft somit einen Schatten auf die Realtität, wie wir sie tagtäglich erleben.

Auch wenn die Welt untergegangen ist und nur einige Überlebende bleiben, so ist es keine Geschichte von Überleben und Kämpfen. Es ist viel mehr eine Geschichte des Lernens, des sich Anpassens und Akzeptierens. Natürlich gibt es auch noch danach eine böse Seite, aber diese wird mehr am Rande erzählt, als dass sie je in den Fokus gerückt wurde.
Die MaddAddam Trilogie ist eine überaus lesenswerte Reihe. Ein Endzeitszenario, dass keiner Zombies, Monster oder Ähnlichem bedarf und dabei immer witzig und charmant bleibt. Was Margaret Atwood hier erschuf, hat mich beeindruckt und erstaunt und von der ersten Seite von Oryx und Crake bis hin zur letzten Seite von Die Geschichte von Zeb mitgerissen und begeistert.
 
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TheFallingAlice | 152 weitere Rezensionen | Jan 15, 2017 |
Es ist das Jahr der wasserlosen Flut, doch die Gärtner sind darauf vorbereitet. Schon seit einigen Jahren bilden sie eine Gruppierung von Menschen, die sich von den weltlichen Gelüsten losgesagt und zurück zur Natur gewandt hat. In der Gesellschaft werden sie oft als religiöse Fanatiker verpönt und auch die Gruppe ist in sich uneinig, woraufhin es zur Aufspaltung kommt. Doch das Wichtigste sind die Menschen bei den Gärtnern.
Da gibt es Toby, die von Adam Eins, dem Anführer der Gärtner, vor einem grausamen Schicksal bewahrt wurde und nun bei ihnen leben darf.
Ren, die schon seit ihrer Kindheit bei den Gärtnern lebt. Doch eines Tages wird sie herausgerissen und begegnet in einem der Komplexe Jimmy, der im ersten Band die Geschichte von Oryx und Crake erzählte.
Amanda, die schon immer ein Freigeist war und ihren eigenen Kopf durchsetzen musste.
Und Zeb, der Kämpfer, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
Sie alle erleben die wasserlose Flut und finden einen Weg, sie zu überleben.

DAS JAHR DER FLUT ist nach demselben Prinzip aufgebaut wie der erste Band der Trilogie. Nur das dieses mal nicht Jimmy aus der Vergangenheit erzählt, sondern Ren und Toby.
Jeder Abschnitt des Buches beginnt mit einer Ansprache von Adam Eins, der an verschiedene Feiertage der Gärtner erinnert und zu einem Gesang auffordert. Danach wird abwechselnd aus dem Leben von Toby oder Ren erzählt. Und wie bei Jimmy schon wechseln sich Beschreibungen aus der Gegenwart und Vergangenheit ab. So erlebt der Leser die Gruppierung der Gärtner aus verschiedenen Sichtweisen und er begegnet alten Bekannten wieder. Zunächst schleppt sich die Erzählung, nimmt aber schnell Fahrt auf und knüpft am Ende logische Verbindungen.

Die Philosophie der Gärtner erinnert oft an weltliche Gruppierungen, die nicht müde werden, auf Missstände in der Welt, in der Wirtschaft und Politik hinzuweisen. Die Gärtner finden ihren eigenen Weg, um nicht von den Konzernen und dem CopsSeCorps, einer Art Überwachungsmannschaft, abhängig zu sein. Sie wissen, dass der Untergang der Welt irgendwann eintreten wird. Zu Beginn werden sei noch belächelt, aber im Grunde haben sie alles richtig gemacht und sind nun für die Zeiten, in denen es um das reine Überleben geht, gewappnet.
Dachte man im ersten Band noch daran, dass Jimmy als einziger Überlebender sein Dasein fristet, wird nun immer klarer, dass es noch mehr Menschen gibt, die den Virus überlebt haben.
Das zweite Buch endet ungefähr dort, wo auch das Erste endet und worauf alles hinauslaufen wird, ist noch nicht klar.
Klar ist nur, dass der dritte Band unbedingt gelesen werden muss.
 
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TheFallingAlice | 361 weitere Rezensionen | Jan 15, 2017 |
Schneemensch lebt auf einer Erde, die sich die Welt so niemals hätte vorstellen können. Die Menschheit hat sich selbst zugrunde gerichtet. Niemand ist mehr da. Nur die letzten zerstörten Spuren einer zivilisierten Welt liegen noch herum. Doch Schneemensch ist nicht alleine. Eine Gruppe von genveränderten und gegen die Umstände immunen Menschen lebt auf einem Stückchen Erde in der Nähe der Küste. Für sie jedoch ist Schneemensch etwas ganz besonderes, denn er gehört nicht zu ihrer Art und weiß doch soviel mehr über alles.

Schneemensch, alias Jimmy, hat den Untergang der Welt miterlebt und nicht nur das, er war der engste Freund von Crake, dem Erschaffer des jetzigen Zustands und Geliebter von Oryx, die die sogenannten Craker als ihre Beschützerin sehen.

Oryx und Crake ist der Auftakt der sogenannten MaddAddam Trilogie. Margaret Atwood zeichnet hier ein Bild einer untergegangenen Welt mit einem Szenario, das durchaus im Bereich des Vorstellbaren liegt. Komplexe mit hochintelligenten Menschen sind von den sogenannten Plebsland abgeschottet. Die Menschen in den Komplexen dürfen nicht hinaus, weil die Gefahr einer Infektion zu groß wäre. Währenddessen wird drinnen in unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen geforscht, um die Welt ein Stück besser und effektiver zu machen.
In einem dieser Komplexe wächst Jimmy auf, lernt in seiner Schulzeit Crake kennen, der von Anfang an ein ziemlich kluger Kopf war.
Heute heißt Jimmy Schneemensch und das Buch beschreibt in Rückblenden, wie es zu der Apokalypse kommen konnte. Die Autorin beschreibt Jimmys Leben und seine Entwicklung und legt den Fokus der Erzählung auf diese eine Person. Jimmy ist ein Überlebender, und zugleich jemand, der etwas über die Umstände weiß.

Atwood schreibt sehr mitreißend. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, jeden Satz lesen zu wollen, damit ich keine Zeile oder ein Wort verpasse. Die Szenen aus der Gegenwart sind in diesem Buch sehr kurz gehalten, der Fokus liegt auf der Geschichte und der Leser will wissen, was Crake getan hat und wie Jimmy Oryx kennen lernte und was sie für eine Rolle in dem Szenario spielt.
Jimmy ist ein einfacher Mensch, er versteht die Dinge nicht so schnell, wie sein hochbegabter Freund. Er lässt sich von seinen Trieben leiten und möchte eigentlich nur sein Leben leben. Doch durch Crake wird er in etwas hineingezogen, was er zunächst nicht versteht.

Einen besseren Auftakt hätte sich eine Reihe nicht wünschen können. Das Buch fesselt auch ohne viel Blut, Kampf und Überlebenskampf. Das Buch strahlt eine Ruhe aus, was eben auch durch den Charakter von Jimmy geschieht. Ich habe jetzt Lust, den zweiten Teil zu lesen und setze große Erwartungen in die Fortsetzung.
 
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TheFallingAlice | 536 weitere Rezensionen | Jan 15, 2017 |
war mal eine zeitlang atwood-süchtig, wie immer beschreibt atwood hier außergewöhnliche menschen, hier frauen: die eine böse (zenia) ist "reine wahllose bösartigkeit; sie will zerstörung, sie will verbrannte erde, sie will zerbrochenes glas..", die anderen sind opfer, aber "Zenia kann über andere Frauen nur deshalb macht gewinnen, weil (...) sie nichts mehr wünschen, als so zu sein wie Zenia.."
 
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ramgad | 130 weitere Rezensionen | Apr 18, 2012 |
Dem Roman liegt ein tatsächliches Verbrechen zu Grunde, das 1843 in Kanada geschah. die 16 jährige Grace wurde angeklagt, gemeinssam mit ihrem angeblichen Liebhaber, dem Knecht James McDermott, ihren Arbeitgeber Thomas Kinnear durch Axtschläge getötet unddessen haushälterin und Geliebte Nancy Montgomery erdrosselt zu haben.
Die Verquickung von Sex, Gewalt und Unterschitsrebellion in dieser moritatenreifen Affäre besaß für das viktorianische Publikum eine solche Zugkraft, dass beim prozess der Fußboden des Gerichtssaals wegen Überlastung einbrach. Mc Dermott wurde im Beisein einer aufgebrachten Volksmenge gehängt. Das Todesurteil gegen Grace Markswandelten die Richter in letzte Minute in eine lebenslängliche Haftstrafe um. Man begnadigte sie nach dreißig Jahren Haft, die sie teilweise in der Irrenanstalt in Tornoto absaß.
Sovuiel zum historischen Hintergrund des Romans.

Die Autorin lässt Grace Marks an einer möglichen Amnesie leiden, die einen jungen Nervenarzt auf den Plan ruft.Dr. Simon Jordan versuchti n Gesprächen das Vertrauen der Gefangenenzu gewinnen. Diese Gespräche finden ausnahmsloa im hause des Gefängnisdirektors statt, in dem Grace als Magd einige Stunden verbringt. Während der Gespräche näht sie ein Quilt. Grace erzäht Dr. Jordan ihr trauriges leben. Auswanderung von Irland nach Kanada, Tot der Mutter, alkoholabhängiger Vater, Sorge um die Geschwister, bis sie ihre erste Stellung im Hause Parkinson antritt. Sie schläft mir mary Whitney in einem Bett, die baldihre beste Freundin wird. Doch Mary wird schwanger und überlebt eine Abtreibung nicht für die Grace ihr Geld gegeben hat. Grace verleirt ihre Stellung und gelangt in das Haus von Mr. Kinnear. Unter Hypnose soll versucht werden der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Unter Anwesenheit zahlreicher ehrbarer Damen und Dr. Jordans, redet Grace schokierend vulgär in verschiedenen Stimmen von den Morden. Sie wird verurteilt und nach 30 Jahren im Altr von 46 Jahren freigelassen.
In der Kritik ist der Roman nicht so gut weggekommen. ich fand ihn ausgesprochen gut. Letztendlich muss jeder selbst ein Urtei lfinden, ob Grace schuldig oder unschuldig war.
 
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Cornelia16 | 257 weitere Rezensionen | Jul 8, 2011 |
Super genialer Science Fiction Roman. Hat mich wirklich gefesselt.
 
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lomolinchen | 1,143 weitere Rezensionen | Aug 13, 2008 |
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